03.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hoffen auf das Gipfeltreffen

Bertelsmann-Forum diskutierte über den Nahen Osten

Shlomo Avineri: Gipfeltreffen mit Chancen.
Aref Said Hajjaj fordert Unterstützung für Abbas.

Gütersloh (WB/rb). Beflügelt vom Gipfeltreffen des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon und von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am kommenden Dienstag wurde gestern das Bertelsmann-Forum - das 200. seit seiner Initiierung durch Reinhard Mohn 1975.
Der Gipfel habe echte Chancen, wertete Nahost-Experte Shlomo Avineri. Allerdings sei sein Ministerpräsident »noch nicht so weit wie Charles de Gaulle, der sich letztlich aus Algerien zurückzog«, sagte der Israeli.
»Vorsichtigen Optimismus« steuerte auch Aref Said Hajjaj von der palästinensischen Seite bei - vor allem weil Scharon mit dem Tode Jassir Arafats »ein Alibi abhanden gekommen ist«. Sein Wunsch ist es, dass aus der Fatah verschiedene politische Kräfte hervorgehen. Der soeben demokratische gewählte Präsident Abbas sei nur eine Übergangsfigur, sagte Hajjaj. Jetzt müsse er die Entwaffnung der Al Aksa-Brigaden und anderer gewaltbereiter Gruppen schaffen. Ohne Gegenleistungen seitens Israel könne Abbas mit den eigenen Leuten keinen echten Waffenstillstand aushandeln. Sollte Israel den Palästinenserpräsidenten in diesem Prozess nicht mit einem Einlenken unterstützen, »ist Abbas politisch tot.«
Bei allen Gegensätzen waren sich beide Seiten weitgehend einig, dass die Siedlungspolitik immer noch der Hauptbremsklotz auf dem Weg zum Frieden sei. Ausgerechnet Scharons Einlenken bestätigte Avineri, dass mitunter die politische Rechte am Ende die Politik der Linken ausführe. Der Palästinenser Hajjaj fühlt sich durch das Ende der Ost-West-Spaltung Europas in seiner Vision bestärkt. Aus dem zunächst zu erzielenden Nebeneinander zweier Staaten könnte langfristig eine Bi-Nationalität werden: »Das Heilige Land darf nicht weiter zerstückelt werden«.

Artikel vom 03.02.2005