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Die Nordwand bezwungen

Eiger-Pionier Anderl Heckmair 98-jährig gestorben

Oberstdorf (dpa). Der frühere Extrembergsteiger Anderl Heckmair ist tot. Er starb am vergangenen Dienstag im Alter von 98 Jahren in Oberstdorf, bestätigte die bayerische Gemeinde.

Im Juli 1938 gelangte Heckmair zu Weltruhm, als ihm die Erstdurchsteigung der Eiger-Nordwand im Berner Oberland gelang. Der Münchner war 1938 ins Allgäu gezogen und nach dem Krieg als Bergführer tätig. Bis vor wenigen Jahren noch hatte Heckmair Oberstdorfer Kurgäste auf botanischen Wanderungen durch die Allgäuer Alpen geführt.
Ob im privaten Kreis oder in großen Vortragssälen zog Heckmair, der als einer der bedeutendsten Alpinisten des 20. Jahrhunderts gilt, mit den Geschichten aus seinem bewegten Leben die Zuhörer immer in seinen Bann.
Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Pflegeheim starb Heckmair im Oberstdorfer Krankenhaus. Zu seiner Beisetzung werden Trauergäste aus aller Welt erwartet.
Heckmair wuchs in einem Münchner Waisenhaus auf. Als er im Alter von elf Jahren zu einem Erholungsaufenthalt in die Schweiz geschickt wurde, entflammte sein Herz für die Berge. Mit einer Gruppe von kühnen Kletterern machte er sich bereits an vielen extremen Wänden in Österreich, Italien und Frankreich einen Namen, bevor er 1938 in die Schweiz aufbrach, um die Durchsteigung der berühmt-berüchtigten Eiger-Nordwand in Angriff zu nehmen.
Es war die »letzte ungelöste Herausforderung der Alpen«, wie Heckmaier die Unternehmung bezeichnete. Mit seinem Freund Wiggerl Vörg traf er in der Wand auf eine zweite Seilschaft mit den Österreichern Fritz Kasparek und Heinrich Harrer, der später nach Tibet auswanderte und mit seinen Memoiren weltweit Aufsehen erregte.
Den Erfolg am Eiger, den Heckmair als Vorsteiger sicherstellte, verfolgten Filmteams und Journalisten aus aller Welt.

Artikel vom 03.02.2005