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Der Merkur wird vor
dem Bauhof gerettet

Stadtwerke-Stiftung zahlt Umzug - Brackweder Hilfsangebot

Von Burgit Hörttrich und
Ulrich Hohenhoff
Bielefeld (WB). Der Merkur ist gerettet. Er muss seine Tage nicht auf dem Bauhof beschließen. Die Stadtwerke-Stiftung finanziert die Umsetzung von Skulptur und Brunnen vom Alten Markt an einen neuen innerstädtischen Standort.
Schon für einen Umzug Maß genommen: Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz. Foto: Ulrich Hohenhoff
Das beschlossen gestern der Stiftungs-Vorstand mit Oberbürgermeister Eberhard David und Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann. David und Brinkmann wollen damit den Wunsch vieler Bielefelder nach einem »würdigen neuen Standort« des Kunstwerkes erfüllen.
Der neue Platz für den Merkur samt Brunnenschale soll, so der Oberbürgermeister, kurzfristig von Politik, Verwaltung und Stiftung festgelegt werden.
Hilfe über die Stadtteilgrenzen hinaus hatte unterdessen schon Brackwedes Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz angeboten. »Bevor der Brunnen auf dem Bauhof verschwindet, holen wir ihn über den Berg«, war sich der Kommmunalpoltiker mit einer Allianz aus Kaufleuten, Handwerksbetrieben und Unternehmen einig. Die WIG, der Zusammenschluss der Brackweder Kaufleute, wollte für den Transport per Tieflader gerade stehe. Bei der Finanzierung der Installation, zum Beispiel vor dem Bezirksamt, wollten alle mithelfen.
Gestern Vormittag hatte Kienitz bei einem »Ortstermin« bereits Maß genommen. Nach dem Eintreten der Stadtwerke-Stiftung war er indes froh: »Den Merkur in der Altstadt zu belassen, ist natürlich die bessere Lösung.«
Die heftige öffentliche Diskussion wurde ausgelöst, weil im Etat der Altstadt-Sanierung - 3,8 Millionen Euro - kein Geld mehr übrig war, um dem Merkur einen neuen Standort einräumen zu können: Er sollte, wie berichtet, auf dem städtischen Bauhof zwischengelagert werden - zumindest solange, bis Geld für einen standesgemäßen Umzug zusammen gekommen wäre. Die Kosten werden inklusive der nötigen Anschlüsse auf 57 000 Euro geschätzt.
Im Juli 2004 hatte die Verwaltung der Politik elf Alternativen vorgestellt, wo der Merkur in der Altstadt einen neuen Standort finden könnte, erinnert Reinhard Thiel, Leiter des Amtes für Verkehr. Entschieden hatten sich die Politiker für den kleinen freien Raum vor dem Restaurant Marché. Von der Verwaltung favorisiert worden war der Bunnemannplatz. Dort, vor dem Hotel Mercure, gilt als Einschränkung nur, dass die Sportbühne, die drei Tage lang beim Leineweber Markt aufgestellt wird, verschoben werden müsste. Thiel betont, dass nach Klärung der technischen Fragen der Umzug von Brunnen und Bronzestatue zügig vorbereitet werden könne: »Jetzt ist die Politik am Zuge.«
Olaf Klötzer, Vorstand der Kaufmannschaft Altstadt, freut sich, dass sich ein Sponsor gefunden hat, der bereit ist, den Brunnen, der in den letzten vier Jahrzehnten zu einem Bielefelder Merkzeichen geworden ist, zu einem neuen Standort zu verhelfen.
Der Brunnen entstand nach einem Entwurf des Künstlers Herbert Volwahsen (1906-1988), der von 1956 bis 1964 Leiter der Fachabteilung Bildhauerei an der Werkkunstschule Bielefeld war.
Kunsthallen-Direktor Dr. Thomas Kellein hält es für angemessen, dass die 2,70 Meter lange Bronzestatue des Merkur samt Brunnenschale aus Würzburger Muschelkalk in der Stadt bleibt. Da er seit 1999 nicht mehr städtischer Museumsdirektor ist (die Kunsthalle ist eine Gemeinnützige Betriebsgesellschaft), sei er über den Vorgang auch nicht direkt informiert worden. Der Merkur sei ein typisches Beispiel für Skulpturen im öffentlichen Raum aus den 1960er Jahren. Kellein: »Davon gibt es in Bielefeld etliche - einige von ihnen fast vergessen. Leider.«

Artikel vom 03.02.2005