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Großrazzia und 25 Beschuldigte

Am Morgen rückten die Ermittler an - es geht um Betrug in Millionenhöhe

Berlin (dpa). Die Ermittler im Wett-Skandal des deutschen Fußballs haben in einer Großrazzia Wohnungen und Büros von 19 Beschuldigten in zehn Bundesländern durchsucht und »mit Erfolg Beweismittel gesichert«. Insgesamt wird nach Angaben von Behörden-Sprecher Michael Grunwald gegen 25 Beschuldigte »wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges oder Beihilfe« vorgegangen.
Die Beschuldigten sind verdächtig, zumindest zehn Spiele der 1., 2. und 3. Liga sowie im DFB-Pokal 2004 manipuliert zu haben. Unter Verdacht stehen neben dem geständigen Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer die DFB-Schiedsrichter Jürgen Jansen, Felix Zwayer und Dominik Marks sowie ein Schiedsrichter-Betreuer.
Außerdem beschuldigt werden 14 Spieler der Vereine LR Ahlen, Chemnitzer FC, Energie Cottbus, Dynamo Dresden, Kickers Offenbach und SC Paderborn sowie ein Spieler, der von Cottbus zu Alemannia Aachen transferiert wurde. »Die Tatvorwürfe gehen wesentlich auf Aussagen des ehemaligen DFB-Schiedsrichters Robert Hoyzer zurück«, heißt es von der Staatsanwaltschaft.
Nach eigenen oder Angaben der Anwälte, Informationen der Vereine oder Polizeimitteilungen wurden die Wohnungen von Thijs Waterink (SC Paderborn), Maik Wagefeld (1. FC Nürnberg/ehemals Dresden), Tomislav Piplica (Energie Cottbus), Bruno Akrapovic (Kickers Offenbach), Laurentiu-Aurelian Reghecampf (Alemannia Aachen/ehemals Cottbus), Torsten Bittermann, Ignjac Kresic, Volker Oppitz, Thomas Neubert (alle Dresden) und Ranisav Jovanovic (Mainz 05/ehemals Dresden) durchsucht. Hausdurchsuchungen gab es auch in der Essener Wohnung von Schiedsrichter Jansen, bei Marks in Berlin sowie beim Dresdner Schiedsrichter-Betreuer Wieland Ziller. In Chemnitz gaben Steffen Karl und Markus Ahlf Eidesstattliche Erklärungen ab, nicht verwickelt zu sein. Das machten auch Jansen und Piplica.
Die Durchsuchungen an 32 Orten fanden zwischen 6.00 und 11.30 Uhr statt. »Ob die Beweismittel dazu führen, dass sich der Verdacht erhärtet oder verschärft, kann ich noch nicht sagen«, erklärte Grunwald. Auch wie viele Erstliga-Spiele unter Manipulations-Verdacht stehen, blieb offen.
Bisher seien vier Personen festgenommen worden. Darunter waren drei Brüder, die der Polizei am Freitag in einem als Treffpunkt von Wettern bekannten Berliner Café ins Netz gingen. Gegen sie wurde später Haftbefehl erlassen. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sind zwischen 28. Januar und 1. Februar bei den beschuldigten Brüdern deren Konten und sonstige Vermögenswerte beschlagnahmt worden. Der Gesamtwert beträgt etwa 2,44 Millionen Euro. Nach Erkenntnis der Strafverfolgungsbehörde sind Schäden in Millionenhöhe entstanden.

Artikel vom 03.02.2005