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2:0 - Bayern hängt Bayer ab

Die Titeljagd: Es darf wieder auf den Rekordmeister gewettet werden

München (dpa). Die Ball-Bank aus München: Auch wenn Fußball-Wetten momentan ins Zwielicht geraten sind, darf man nach dem 20. Bundesliga-Spieltag getrost auf den 19. Meistertitel des FC Bayern setzen.

Der Tabellenführer schüttelte mit dem verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg im Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen nicht nur einen Konkurrenten im Kampf um Platz eins ab, sondern durfte sich als Zugabe auch noch über die Punktverluste der Verfolger FC Schalke 04 und VfB Stuttgart freuen.
»Drei Punkte Vorsprung sind nicht viel, aber mehr als wir die ganze Zeit hatten«, frohlockte Bayern-Coach Felix Magath nach seinem 250. Bundesligaspiel als Trainer. Die »gelungene Revanche« für die bittere 1:4-Niederlage in der Hinrunde in Leverkusen bewertete er bereits als K.o. von Bayer im Titelkampf: »Ein Kontrahent ist abgehängt, jetzt müssen wir erst einmal nur noch auf zwei schauen.«
Von Leverkusener Seite kam angesichts von neun Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter kein Widerspruch. »Wir haben es verpasst, an die Tabellenführung heranzuschnuppern«, kommentierte Trainer Klaus Augenthaler nach der herben Enttäuschung an früherer Wirkungsstätte. Nun gelte es, wenigstens die Champions-League-Plätze nicht aus dem Blickfeld zu verlieren: »In den nächsten Spielen gegen Mainz und Nürnberg wird sich entscheiden, ob wir oben dabei bleiben.«
Der Ärger der Rheinländer entzündete sich weniger an der einmal mehr kläglichen Vorstellung in München, wo man zuletzt 1989 gewinnen konnte, als vielmehr an Michael Weiner. Der Schiedsrichter verhalf den Bayern mit einem fragwürdigen Elfmeter, den Torjäger Roy Makaay (45.+2) gewohnt sicher verwandelte, auf die Siegerstraße. Paolo Guerrero hatte sich bei der Ballannahme nach hinten in Gegenspieler Jens Nowotny hineinfallen lassen - und Weiner pfiff. »Ein Witz«, schimpften nicht nur Sportdirektor Rudi Völler und Nowotny unisono.
»Der Schiedsrichter hat gedacht, in einem Spitzenspiel muss bis zur Halbzeit ein Tor fallen. Das hat er dann auch erledigt mit dem Elfmeter«, lästerte Augenthaler. Völler räumte immerhin ein, »dass der Witz-Elfmeter keine Entschuldigung für unsere Niederlage ist«.
Unumstritten war das 2:0 von Guerrero (68.), mit dem der Peruaner vor 45 000 Zuschauern zum Mann des Tages avancierte. Nach fünf Toren als Einwechselspieler in der Hinrunde traf der 21-Jährige auch bei seinem ersten Bundesligaeinsatz von Anfang an auf Anhieb. Guerrero bringt die Stürmer-Hierarchie beim Rekordmeister ins Wanken. »Claudio Pizarro muss aufpassen, damit er seinen Stammplatz nicht verliert «, meinte Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Magath bescheinigte Guerrero, der seinen erkrankten Landsmann Pizarro (Grippe) ersetzte, »einen starken Auftritt«. Der Gelobte war »überglücklich«, verkniff sich aber eine Stammplatz-Forderung: »Ich habe gut gespielt und ein Tor gemacht. Aber ich brauche noch Zeit und Erfahrung.« Guerrero traf - und Oliver Kahn hielt: Der Bayern-Schlussmann war gegen Woronin (58.) und Berbatov (89.) zweimal der große Retter.

Artikel vom 07.02.2005