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Helau heißt's in Mainz
Kurz entschlossen zum Karneval an den Rhein reisen
Jetzt heißt es durchatmen und Zähne zusammenbeißen für alle, die zum Lachen in den Keller gehen. König Karneval regiert das Land! Auch wenn die ostwestfälischen Kreise Höxter, Paderborn und Gütersloh sich gerne als Hochburgen des närrischen Treibens bezeichnen - und auch beachtliche Festumzüge auf die Beine stellen: Der »Narrensprung« von Rottweil und die »Määnzer Fassenacht« sind deutschlandweit das Nonplusultra des jecken Treibens und allemal eine kurze Reise wert.
Dem werden zwar die Kölner Narren vehement widersprechen, doch unter dem Dom konnte in den vergangenen Jahren der Zoff nur noch mühsam vom Frohsinn verdeckt werden. Bei der Ehrengarde im Gürzenich gab es Streit um Kostüme und Uniformen. Der Straßenkarneval -Êein Sicherheitsrisiko: Der Band-Bus von »Brings« wurde von gewalttätigen Randalierern demoliert. Die »Paveier« spielen schon lange nicht mehr auf dem »Alten Markt«, auch die »Bläck Fööss« boykottierten die Kölner Altstadt 2004 zum ersten Mal.
»De Höhner« wanderten gar zur Konkurrenz ab und zogen im Mainzer Rosenmontagszug durch die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. »Wenn ich das Chaos sehe, wird mir kotzübel. Da braucht nur mal Panik auszubrechen, dann gibt's Tote«, meint »Schwarzfuß« Erry Stoklosa. Und Oberbürgermeister Fritz Schramma zog die ernüchternde Bilanz: »Auf diesem Niveau können wir nicht weitermachen. Jetzt muss über Qualität und Preise Klartext gesprochen werden.« Ob sich Köln dieses Jahr manierlicher präsentiert, darüber wird am Aschermittwoch Bilanz zu ziehen sein.
Im ostwestfälischen Rietberg hatten Karnevalisten und Polizei schon bei der Sessionsvorbereitung einen Pakt geschlossen: »Keine Kurzen für die Kurzen« lautet die Devise, mit der Kinder von Schnaps und Alcopops ferngehalten werden sollen.
Wer stilvoll in das Treiben einer Karnevalshochburg hineinschnuppern möchte, dem sei ein Trip nach Mainz empfohlen. Ruhig und mit tollem Blick über den Rhein, aber dennoch ganz nah dran am Geschehen logiert man im Hyatt Regency Hotel. Jecken sind dort gern gesehene Gäste, denn in Mainz weiß man sich auch beim ausgelassenen Feiern zu benehmen. Und wenn Hotelgäste den Klängen der Kapelle folgend im Saal bei den Karnevalisten landen, so sind sie dort herzlich willkommen. Gefeiert wird mit- und nicht gegeneinander.
Auch im gemütlichen »Weinhaus Spiegel« in der Altstadt oder bei der Teenieparty im »Alex« auf der Ludwigstraße - die Mainzer sind integrationsfähig. Wer weiß, dass es zwar diverse »Carnevals-Vereine« gibt, man aber dennoch von der Fasnacht spricht, hat bei den Mainzern schon gewonnen. Die ansteckende Fröhlichkeit beim Schunkeln am Fasnachtsbrunnen und bei der Polonäse vor dem Theater wird nur noch vom Spaß beim Umzug übertroffen, wo Zuschauer und Sicherheitskräfte bestens kooperieren, so dass alles reibungslos und harmonisch läuft. Zudem muss man in Mainz nicht standhaft seinen Platz entlang des mehr als vierstündigen Festumzuges verteidigen, sondern kann sich bewegen und das bunte Treiben in der gesamten Stadt einfach nur genießen. Thomas Albertsen

Artikel vom 05.02.2005