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24-Jähriger nach Unfall gestorben

Raketen versetzten Pferde vermutlich in Panik - Polizei sucht Verursacher

Bielefeld (hz). Der 24-jährige Audifahrer aus Theesen, der in der Nacht zu Dienstag auf der Jöllenbecker Straße zwischen Theesen und Gellershagen in eine Gruppe von freilaufenden Pferden gerast war, ist einen Tag nach dem schweren Unfall im Krankenhaus Gilead 1 gestorben. Wie in der gestrigen Ausgabe berichtet, hatte der junge Mann beim Zusammenstoß mitÊzwei Tieren lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten, deren Folgen er gestern Morgen auf der Intensivstation erlag.

Unterdessen ist so gut wie sicher, dass die Pferde nach einem Feuerwerk am frühen Dienstag etwa 15 Minuten nach Mitternacht aus ihrer Koppel am Erdsiek ausgebrochen sind. Bezirksbeamter Horst Fahlbusch stellte am Dienstag auf einemÊ Acker an der Ecke Theesener Straße/Im Dorfe eine leere, ehemals mit 64 Raketen bestückte Feuerwerksbatterie der Marke »Magic Fire« sicher. Außerdem fand er eine leere Sektflasche, aus der, nach den Schmauchspuren zu urteilen, weitere Raketen verschossen worden waren. Möglicherweise hat die illegale Knallerei nur 200 Meter Luftlinie von der Pferdekoppel entfernt die sechs Tiere so verschreckt, dass sie über das Gatter sprangen und in Richtung Jöllenbecker Straße galoppierten.
Wie Polizeisprecher Friedhelm Burchard auf Anfrage erklärte, gibt es bislang keine Hinweise, wer das außerhalb des Silvestertages verbotene Feuerwerk veranstaltet hat. MöglicherweiseÊhatÊin der Nacht zu Dienstag im Bereich Theesener Straße eine FeierÊstattgefunden. Ob die Verursacher der Knallerei nach dem Tod des 24-Jährigen Êstrafrechtlich belangtÊwerden können, steht noch nicht fest. Wie die Staatsanwaltschaft bestätigte, müsste den Raketenschützen der Vorsatz nachgewiesen werden, dass sie die Pferde von ihrer Koppel in die Flucht treiben wollten. Bislang, so Polizeisprecher Burchard, stelle die Knallerei lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einem Bußgeld zwischen 35 bis zu 100 Euro geahndet werden könne.
Dem Besitzer der Pferdekoppel vom Erdsiek sei bislang kein Vorwurf zu machen, indirekt für den Unfall mit tödlichem Ausgang verantwortlich zu sein. Burchard: »Es gibt keinen Hinweis, dass die Koppel nicht ordentlich gesichert war.« Demnach soll der mit einem zusätzlichen Elektrodraht gesicherte Zaun weder vor der Flucht der Pferde beschädigt oder mutwillig zerstört worden sein. »Zur Zeit deutet alles darauf hin, dass der Unfall, ausgelöst durch eine Kettenreaktion, ein tragischer Unglücksfall gewesen ist.«
Polizeiangaben zufolge war derÊAutofahrer aus Theesen beim Eintreffen der ersten Streifenwagenbesatzungen nach dem Zusammenstoß mit den zwei Tieren in seinem Audi A4 nicht angeschnallt. Retter der Berufsfeuerwehr hatten den 24-Jährigen, der auf der unbeleuchteten Jöllenbecker Straße in dieÊfreilaufenden VierbeinerÊgerast war, aus dem Fahrzeugwrack herausschneiden müssen.ÊEin Pferd wurde beim Zusammenstoß mit dem Pkw getötet, ein zweites musste eingeschläfert werden. Ein dritter VierbeinerÊerlitt Verletzungen durch umherfliegende Glassplitter. Der Pkw des gestern verstorbenen 24-Jährigen und die Kadaver der beiden toten Tiere wurden von der Staatsanwaltschaft zur Klärung des genauen Unfallherganges durch einen Sachverständigen beschlagnahmt.
Die Raketen wurden aus einem violett-gelb-roten, 16 mal 16 Zentimeter großen Karton verschossen. Bei der grünen Sektflasche, aus der weitere Raketen flogen, handelt es sich um eine Abfüllung der Marke »Herzog Alba Jahrgangssekt«, wie sie in einem bekannten Discounter verkauft wird. Zeugenhinweise an das ÊVerkehrskommissariat Nord, Telefon 54 50.

Artikel vom 03.02.2005