02.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Musik ohne Grenzen in der
alten Kaserne

Existenzgründung mit Saxophonen


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die alte Kaserne hat eine unglaublich kreative Ausstrahlung. Auf diesem Flur gibt es einen Sänger, eine Malerin und einen Gitarrenlehrer, berichtet Thomas Cremer (48). Irgendwann, damals als Siebzehnjähriger, erlebte der Bielefelder an der Hans-Sachs-Straße 4 seine Musterung für den Wehrdienst. Heute eröffnet der Musiker und Lehrer für Klarinette, Saxophon und Flöte zusammen mit seinem Partner Andreas Kaling Menschen jeden Alters neue musikalische Perspektiven. Die junge Musikschule »blow« hat, wie Andreas Kaling (45) begeistert herausstellt, in der alten Kaserne ihren Traumstandort gefunden. Kaling unterrichtet Saxophon, ist aber auch die eine Hälfte des stadtbekannten Duos Leptophonics.
»Aus einer Notlösung wurde die große Liebe«, erzählt Kaling über seinen eigenen Weg zum Saxophon: »Das gewünschte Schlagzeug fand nicht die Begeisterung der Eltern.« Heute legen Kaling und Cremer selbst als Musikpädagogen mit großer Spielpraxis als Solist oder Ensemblemitglied den musikalischen Grundstein für Junioren und Senioren gleichermaßen. Thomas Cremer hatte mit 16 Jahren mit der Gitarre begonnen, kam mit 20 zum Saxophon und hat inklusive Percussion und Bass längst eine instrumentale Welt um sich aufgebaut.
Heranwachsende auszubilden, Gehör, musikalische Fähigkeiten und soziales Verhalten zu entwickeln und nicht selten die zwangsläufigen Lücken in der konventionellen Schulbildung schließen helfen ist nur die eine Hälfte des spannenden Berufs, den die beiden Pädagogen nicht nur aus Überzeugung ausüben, sondern zwischenzeitlich zu ihrer beruflichen Existenz gemacht haben. Die zweite Hälfte gehört dem Musikunterricht für all die Schüler jenseits der 20 Lebensjahre.
Eigentlich sei man für das Saxophon nie zu alt, findet Cremer. Frisch pensionierte 60-Jährige gehören ebenso zu den Schülern wie Frauen in den Vierzigern oder junge Leute mit 25, die nach der häufigen Pubertätspause für Tanzschule und Abitur sowie eine von den Eltern initiierte Instrumentalausbildung nun eine neue, eigenständige Musikausbildung für sich erschließen.
Bei »Blow« erklingt Bach und Mozart ebenso wie Jazz und Blues. Was die Lehrer begeistert und die Schüler allesamt fasziniert ist das Zusammenspiel im Klarinettenchor oder Saxophonorchester, in Ensembles unterschiedlichsten Alters oder das Eintauchen in Improvisationen. Für Fortgeschrittene und ambitionierte Musiker gibt es an der Hans-Sachs-Straße sogar die professionelle Vorbereitung auf Studiengänge oder Hochschulvorspiele. In den großen Kasernensälen, finden die beiden Musiklehrer, bekommt gerade der Ensemblegedanke ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten.

Artikel vom 02.02.2005