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Falsche Papiere für illegale Einwanderer

Schwerkriminelle aus Ex-Jugoslawien schweigen nach ihrer Verhaftung


Von Jens Heinze (Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Das war ein Schlag ins Kontor der Kriminellen«, sagt Hauptkommissar Thomas Aschoff, Leiter des für Betrugs- und Fälschungsdelikte zuständigen Kommissariates 13, und blickt auf die bunte Sammlung, die auf dem Tisch in seinem Büro ausgebreitet ist. Dort liegen drei Pistolen, ein Schalldämpfer, mit Patronen gefüllte Ersatzmagazine für die Faustfeuerwaffen, deutsche und jugoslawische Führerscheine, griechische Reisepässe, französische Visadokumente und Behördenstempel Marke Eigenbau.
Die Automatikpistolen vom Kaliber 7.62, 7.65 und neun Millimeter samt Zubehör sind echt, die Papiere falsch - Waffen und Dokumente stammen aus dem Unterschlupf der vergangenen Sonntag an der Straße Auf dem Langen Kampe ausgehobenen serbisch-bosnischen Fälscherbande (diese Zeitung berichtete exklusiv).
Nach Festnahme und Verkündung der Haftbefehle gegen einen 48-Jährigen Bosnier und einen 43-jährigen Serben beginnt für die Ermittler in zwei Fachkommissariaten erst die eigentliche kriminalistische Kleinarbeit. Die Fahnder vom Kommissariat 13 interessieren sich dafür, wer die gefälschten Pässe, Führerscheine und französischen Visa bekommen hat, beziehungsweise noch bekommen sollte.
So viel steht bereits fest: Die Papiere von zum Teil erstaunlich guter Qualität waren für illegale Einwanderer aus allen Teilen der Welt bestimmt, die in Deutschland untertauchen wollten. »Damit können Sie zu jedem Ausländeramt gehen und sich eine echte, unbefristete Aufenthaltsgenehmigung holen«, sagt Hauptkommissar Aschoff und deutet auf einen fast fertiggestellten griechischen Pass. Insgesamt zehn dieser kurz vor der Vollendung stehenden EU-Dokumente inklusive bereitliegender Passbilder hat die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung der beiden verhafteten Schwerkriminellen aus dem ehemaligen Jugoslawien gefunden.
Die Beamten vom Kriminalkommissariat 12 kümmern sich um die Herkunft von Münz- und Briefmarkensammlungen sowie Gold- und Silberschmuck, die im Unterschlupf des Serben und des Bosniers an der Straße Auf dem langen Kampe 100 A beschlagnahmt wurden. Münzen, Briefmarken und Schmuck sowie knapp 60 Designerbrillen, von denen der Großteil im Ford Escort der Fälscher lag, stammen vermutlich aus Einbrüchen. Entsprechendes Tatwerkzeug wie »Kuhfuß« und Hammer lagen im Fahrzeug.
Die 48 und 43 Jahre alten Männer aus dem ehemaligen Jugoslawien werden der Kripo bei der Aufklärung wohl nicht helfen. Beide hüllen sich über ihre Taten in tiefes Schweigen.

Artikel vom 02.02.2005