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Dr. Oetker schließt zwei Brauereien

Dortmunder DAB braut künftig auch Brinkhoffs -ƊBerliner Kindl unter das Schultheiss-Dach

Dortmund/Bielefeld (ddp/dpa). Die zu Dr. Oetker gehörende Brauerei-Gruppe Radeberger will zwei Traditionsbrauereien schließen. Bei ihrer tief in den roten Zahlen steckenden Getränke-Tochter Brau und Brunnen sollen 2006 in Dortmund die Brinkhoff-Brauerei und in Berlin die Kindl-Brauerei dicht gemacht werden.

In beiden Städten braut Radeberger seine regionalen Biersorten dann nur noch an jeweils einem Standort. Dazu will die Oetker-Tochter die verbleibende Dortmunder Actien-Brauerei (DAB), wo die Pilsmarke Brinkhoffs künftig mitproduziert wird, und die Berliner Schultheiss-Brauerei mit Investitionen von zusammen 50 Millionen Euro ausbauen. Ein Wegfall von Biermarken stehe im Zuge der Schließungen nicht zur Debatte, hieß es.
Mit dem »Aus« für die beiden Traditionsbrauereien fallen bei Brau und Brunnen den Angaben zufolge 450 Stellen in Produktion, Absatz und Verwaltung weg. Das sind knapp zehn Prozent der 5000 Beschäftigten in der Radeberger-Gruppe, die im Vorjahr Brau und Brunnen übernommen hatte. Ziel sei an beiden betroffenen Standorten ein Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen, betonte Radeberger-Chef Ulrich Kallmeyer.
»Die Überkapazitäten, die sich allein in Dortmund zwischen 75 Prozent in der Abfüllung und 100 Prozent in der Bierherstellung bewegen, müssen vom Markt«, begründete Kallmeyer die Schließungen. Vor diesem Hintergrund komme auch kein Verkauf der beiden nicht mehr benötigten Brauereien in Frage. Damit will Kallmeyer verhindern, dass die gut verdienenden Billigbier-Anbieter die Braustätten kaufen und so den Preiswettbewerb weiter verschärfen.
Dr. Oetker ist der größte Bierhersteller in Deutschland. Nach dem Motto »Deutsche Bierkultur« kauft das westfälische Familienunternehmen schon seit Jahren traditionsreiche Biermarken auf. Der Aufstieg zum nationalen Bierkönig gelang vor knapp einem Jahr mit der Übernahme des Dortmunder Getränkeunternehmens Brau und Brunnen. Zuvor war Dr. Oetker mit der Radeberger Gruppe (ehemals Binding) in Frankfurt bereits kräftig auf dem deutschen Biermarkt aktiv.
Beide Unternehmen agieren inzwischen im Oetker-Konzern unter dem Dach der RB Brauholding. Zu den zahlreichen Biermarken gehören neben Radeberger und Jever auch Schöfferhofer Weizen, Clausthaler Alkoholfrei, Berliner Kindl, DAB, Brinkhoffs, Schlösser Alt, Sion Kölsch, Berliner Pilsner, Rostocker, Reudnitzer und Sternburg. Auch bei Mineralwasser mischt der Dr. Oetker dank Brau und Brunnen stark mit. Zu Selters kamen durch die Dortmunder Übernahme Sinziger, Glashäger, Spreequell, Margon und Thüringer Waldquell noch hinzu.

Artikel vom 02.02.2005