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Ermittler befürchten 29 Opfer des Pflegers

Größter Fall der deutschen Kriminalgeschichte


Kempten (dpa). Die Mordvorwürfe gegen einen Krankenpfleger im bayerischen Sonthofen weiten sich aus: Die Justiz beschuldigt den 26-Jährigen jetzt, für den Tod von 29 Patienten im Krankenhaus der Stadt im Allgäu verantwortlich zu sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kempten handelt es sich in sechs Fällen um Mord, in 22 Fällen um Totschlag und um einen Fall von Tötung auf Verlangen. Es wäre der bislang größte derartige Vorgang in der deutschen Kriminalgeschichte.
Bisher hatte der Mann 16 Fälle gestanden. Zusätzlich werden dem Pfleger in einem neuen Haftbefehl eine versuchte Tötung und eine gefährliche Körperverletzung angelastet. Nach der Exhumierung von 42 Patienten, die während der Dienstzeit des Pflegers im Sonthofener Krankenhaus seit Anfang 2003 gestorben und bestattet worden waren, fand das Münchner Institut für Rechtsmedizin bei insgesamt 23 Leichen Rückstände von Arzneimitteln, die nicht ärztlich verordnet waren und in ihrer Kombination tödlich wirkten. Zehn dieser positiven Proben betrafen Patienten, die der in Haft sitzende Krankenpfleger bereits in seinem Geständnis genannt hatte.
Die rechtliche Differenzierung der Taten in Totschlag und Mord ergibt sich für die Staatsanwaltschaft durch die äußeren Umstände in jedem Einzelfall. Der Krankenpfleger habe bei seinen insgesamt elf Tage dauernden Vernehmungen immer wieder versichert, er habe die schwerst kranken Patienten von ihrem Leiden erlösen wollen. In sechs Fällen seien die Opfer jedoch nicht todkrank gewesen.

Artikel vom 02.02.2005