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Ministerin soll Anzeige erstatten

»Schulverweigerer haben Lehrer im Kreis Paderborn beleidigt«


Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). 15 Kinder aus dem Kreis Paderborn haben durch ihre bisherige Teilnahme am staatlichen Schulunterricht Schaden genommen. Das hatte Ingrid Guenther, Geschäftsführerin des Vereins »Schule zu Hause« (SchuzH), aus dem hessischen Dreieich in einem Gespräch mit dieser Zeitung erklärt. Der Verein vertritt die Interessen jener Baptisten aus dem Kreis Paderborn, die ihre Kinder nicht auf eine reguläre Schule schicken und zu Hause unterrichten wollen.
Die Kinder würden in der staatlichen Schule in eine freizügige Sexualpraxis hineingeführt, die ihre persönliche Intimsphäre aufs Massivste verletzt und ihre Menschenwürde missachtet, hatte Guenther erklärt.
Diese Äußerungen erfüllten den Straftatbestand der Beleidigung, sagte Udo Beckmann, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft Verband Erziehung und Wissenschaft dieser Zeitung. Die betroffenen Lehrer müssten geschützt werden. Beckmann: »Wir fordern NRW-Schulministerin Ute Schäfer auf, Strafanzeige zu erstatten.«
Unterdessen hat sich der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, der die meisten Baptistengemeinden in Deutschland repräsentiert, von dem Schulboykott im Kreis Paderborn distanziert. »Die Schulpflicht als ein Grundelement unserer Gesellschaft darf nicht in Frage gestellt werden,« sagte Pastor Friedrich Schneider von der Geschäftsführung des Bundes. Illegale Kleinstschulen, die ohne irgendeine staatliche Kontrolle vermutlich sektiererische Inhalte an Kinder weitergeben, dürften nicht mit überkonfessionellen christlichen Schulen verwechselt werden, die an einigen Orten in den vergangenen Jahren auch mit Unterstützung der Baptisten entstanden seien.
Nach Informationen dieser Zeitung werden in Deutschland 500 Kinder zu Hause unterrichtet. Allein in NRW werden insgesamt 42 Kinder aus 26 Familien von ihren Eltern aus religiösen Gründen nicht zur Schule geschickt.

Artikel vom 02.02.2005