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Das schnelle
Geschäft mit
der Nummer

Internet bedrängt Telefondienste

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Die Ostwestfalen sollen sich die Nummer 11840 merken. Auf unübersehbaren Plakaten wirbt die Deutsche Telefon- und Marketing Services AG (Dtms) derzeit für ihre »Top-Auskunft«. Bei 290 Millionen Anrufen im Jahr ist die Suche nach der gewünschten Telefonnummer für die Anbieter ein lukratives Geschäft.
Die Dtms wirbt nicht mit einem Prominenten wie einst Telegate mit Verona Feldbusch, sondern nur mit der Nummer. Foto: Hans-Werner Büscher

Unternehmen wie Telekom (T-Com) und Telegate hätten 2003 insgesamt 320 Millionen Euro eingenommen, sagte die Sprecherin des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Eva-Maria Ritter, dieser Zeitung. Zahlen für 2004 lägen noch nicht vor.
Telefondienste seien ein unkompliziertes Geschäft, betont Peter Knaak von »Stiftung Warentest« in Berlin: »Die Anbieter müssen nur die Datenbank pflegen.« Weil einige ohne Callcenter arbeiteten, entstünden kaum Kosten. Seitdem im Sommer 2004 das Telekommunikationsgesetz geändert wurde, haben die Auskunftdienste mehr Möglichkeiten und hoffen auf mehr Kunden. Dank Inverssuche dürfen sie Inhaber und Anschrift zu einer Telefonnummer weitergeben. Es sei denn, die Inhaber haben widersprochen, was knapp eine Million Menschen taten.
Inzwischen bedrängt die Konkurrenz aus dem Internet Telegate und Co. Betreiber wie www.klicktel.de knabbern den Umsatz an, sind oft kostenlos und finanzieren sich über Werbebanner. »Das Internetangebot der Telekom, www.telefonbuch.de, ist ein ständiger Zankapfel«, gibt Marcus Vorbeck zu, Projektmanager bei der Dtms in Mainz. Bei allem Ärger über den Platzhirsch, der einen Marktanteil von 65 Prozent hat und sich aufs Internet ausdehnte, setzt Vorbeck weiter auf die Bequemlichkeit der Kunden. Die 11840 - oder eine andere Auskunftsnummer - zu wählen, gehe schneller als den PC einzuschalten und sich ins Internet einzuwählen.
Auch die CD-Roms mit Telefonlisten in Geschäften fürchtet Vorbeck nicht. Die Erfahrung habe gezeigt, dass sich 30 Prozent der Daten im Laufe eines Jahres ändern. Vorbeck: »CD-Roms werden einmal im halben Jahr aktualisiert, Telefonauskunftsdienste sind dagegen tagesaktuell.«
Die gewünschte Nummer können sich Kunden auch aufs Handy, Faxgerät und an die E-Mail-Adresse schicken lassen - mit Service wie diesem, der auch Staunachrichten, Routenplaner, Notdienste von Apotheken und Konzerttickets umfasst, soll die Internet-Konkurrenz gebremst werden.
Neben der Telekom (11833) ist Telegate (11880) mit 30 Prozent Marktanteil gut im Geschäft. Vor allem beim Suchtempo und bei den Abrechnungsmodellen unterschieden sich die Anbieter, weiß Peter Knaak von Stiftung Warentest: »Die Preise sind in den letzten Jahren leicht nach oben gegangen.« Eine Inlandsauskunft bei T-Com schlägt mit 99 Cent je angefangene Minute und einmalig 20 Cent zu Buche, Telegate nimmt 1,19 Euro, die Dtms wiederum verlangt 85 Cent pro Minute plus 15 Cent je Verbindung.

Artikel vom 08.02.2005