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»Ich habe ein absolut reines Gewissen«

Paderborner Alexander Löbe und Georgi Donkov wehren sich im WESTFALEN-BLATT-Interview

Paderborn (WB). Wie tief ist Fußball-Regionalligist SC Paderborn 07 wirklich in den Wettskandal verwickelt? Nach einem Bericht der »Bild«-Zeitung sollen die beiden Spieler Alexander Löbe (32) und Georgi Donkov (34) - wie berichtet - vom geständigen Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer belastet worden sein. Im Interview mit Sportredakteur Matthias Reichstein wehren sich die beiden Torjäger vehement gegen die Vorwürfe.
Wehrt sich: Paderborns Stürmer Georgi Donkov.

Herr Donkov, Herr Löbe seit Montagabend wird auch Ihr Name in Zusammenhang mit dem Wett-Skandal genannt. Wie wurden Sie informiert?Donkov: Mich hat am Montagabend mein Spielerberater Ronny Zeller angerufen. Der hat meinen Namen auf Videotext gelesen.
Löbe: Mein Telefon stand plötzlich nicht mehr still.

Wie waren Ihre ersten Reaktionen?Löbe: Um in diesem ganzen Wett-Skandal jetzt nicht unter zu gehen, habe ich mir einen Anwalt genommen. Da zurzeit gegen mich, bis auf den Zeitungsbericht, nichts vorliegt, hat der mir geraten, den Mund zu halten. Ich habe meine Eidesstattliche Versicherung abgegeben, ich habe kein Geld kassiert, ich habe kein Spiel manipuliert und sage ganz deutlich: Ich habe ein absolut reines Gewissen, und ich habe mit der ganzen Geschichte nichts zu tun. Außer, dass ich im Strafraum hingefallen bin. Eine Szene, die man so und so sehen kann, aber die jetzt natürlich zerrissen wird.
Donkov: Ich war erschrocken und schockiert. Ein paar Minuten später rief schon mein Trainer Pavel Dotchev an, danach habe ich sofort meinen Anwalt eingeschaltet. Bis spät in die Nacht haben wir zusammen gesessen. Ich gehe jetzt voll in die Offensive und werde klagen, denn das ist Rufmord. Ich habe noch nie ein Spiel verschoben, aber wenn einige Leute meinen Namen in den Dreck ziehen wollen, bitte. Ich werde mich knallhart verteidigen.

Wen wollen Sie verklagen, Robert Hoyzer, den DFB, die Bild-Zeitung?Löbe: Ich wähle zurzeit den stillen Weg, denn hier werden Behauptungen aufgestellt, von denen ich nicht weiß, aus welcher Ecke sie stammen. Die kommen zwar einer harten Verurteilung gleich, aber sind auch wieder so vage formuliert, dass ich mit meinem Anwalt erst einmal klären muss, wie man dagegen vorgehen kann. Außerdem habe ich zu den Vorwürfen klar Stellung bezogen.
Donkov: Wir müssen jetzt erst einmal herausfinden, wie mein Name in die Öffentlichkeit gekommen ist. War es Hoyzer, steckt die Wett-Mafia dahinter, der DFB oder spekuliert da nur eine Zeitung? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, danach wird geklagt. Egal wer es war, ich nehme keine Entschuldigung an. Ich habe einen großen Namen im Fußball, den muss ich verteidigen. Deshalb verlange ich, dass alles auf den Tisch kommt, die ganze Wahrheit.

Wahr ist auch, dass sie 500 Euro nach dem manipulierten Pokalspiel gegen den HSV kassiert haben.Donkov: Richtig. Wahr ist aber auch, dass ich während des Spiels nur auf der Bank gesessen habe, somit gar nicht eingreifen konnte, das Geld erst nach dem Spiel bekommen habe und bis vergangenen Samstag davon ausgegangen bin, dass die 500 Euro von einem begeisterten Sponsor kamen. So war es, nicht anders. Das habe ich ja auch Eidesstattlich versichert.

Sind sie eigentlich sauer auf Ihren Kapitän Thijs Waterink?Löbe: Ich schätze Thijs, aber zu diesem Thema möchte ich im Moment gar nichts sagen. Ich bin selbst Betroffener und bitte, da meine Haltung zu respektieren.
Donkov: Nein. Und ich sage ganz ehrlich: Ich bin froh, dass mich niemand angerufen und mir eine Siegprämie angeboten hat. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte. Zweitens hat Thijs der Mannschaft vor dem Spiel nichts gesagt. Er wusste, wir sind so heiß und so gut drauf, dass wir den HSV auch so weg hauen. Drittens spricht es für den Charakter unseres Kapitäns, dass er einen Tag später die 10 000 Euro verteilt hat. Er hätte das Geld ja auch für sich behalten können, es wusste ja niemand davon.

Dennoch hätte er den Trainer, den Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk oder den Präsidenten Wilfried Finke ins Vertrauen ziehen müssen.Donkov: Ja, das wird er sich jetzt auch vorwerfen. Aber noch mal, da bietet einer 10 000 Euro Siegprämie, das ist doch zunächst nichts Verwerfliches. Mit dem Wissen von heute hat die ganze Geschichte nur leider eine ganz andere Dimension bekommen.

Artikel vom 02.02.2005