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Insolvenz der Walter-Bau AG

Pleiten haben viele Väter


Die Pleite eines Konzernriesen wie der Walter-Bau AG hat selten nur einen Vater. Meist sind es mehrere fehlerhafte Bausteine, die das Gebäude erst zum Wackeln und dann zum Einsturz bringen.
Diesmal heißt einer der Insolvenz-Väter Ignaz Walter. Der Konzern ist sein Werk, er baute ihn auf. Aber wie so viele, die aus dem Nichts ein Imperium schaffen, versäumte er es, kompetente Berater zu binden, die auch mal widersprechen. Als die Krise sichtbar wurde, verschleierte er sie mit Grundstücksverkäufen und der Übernahme von Schwesterfirmen. Richtiger wäre es gewesen, das Fundament auszubessern.
Walter-Baus Sockel ist der deutsche Markt. Er aber steckt das elfte Jahr in einer schweren Krise. Erfolgreichere Konkurrenten wie Hochtief und Bilfinger Berger konnten fehlende Aufträge durch Engagements im Ausland ausgleichen und schreiben derzeit tiefschwarze Zahlen.
Der (Mit-)Vaterschaft verdächtig ist fast bei jedem Konkurs auch die Bankenwelt. Im Falle der Walter- Bau-AG drängt sich die Frage auf, warum die niederländische Amro-Bank ihre Zusage wieder zurückzog. Wie immer hüllt sich das Geldinstitut in Schweigen - und baut damit weiter Vertrauen ab.
Der Schock über die Insolvenz von Walter Bau und den drohenden Verlust von 9500 Arbeitsplätzen sitzt tief. Von den Mittelständlern, die als Zulieferer ebenfalls gefährdet sind, spricht hingegen wieder einmal kaum jemand. Bernhard Hertlein

Artikel vom 02.02.2005