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Trara, das klingt wie Jagdgesang

Zweites Konzert der Reihe Philharmoniker solistisch in der Ceci-Aula


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Die Kammermusikreihe »Philharmoniker solistisch« verfügt über ein festes Stammpublikum. Schön, dass es den Musikern auch dann die Treue hält, wenn auswärts der angestammten Spielstätte musiziert wird. Auch wenn das Ambiente der Ceci-Aula nicht mit dem Kleinen Saal der Oetkerhalle konkurrieren kann -Êakustisch steht die Schulaula dem Konzertsaal in nichts nach.
Ideale Bedingungen also für den hellen und fröhlichen Hörnerklang eines Jean Désiré Artôt (1803 - 1887). Als junger Mann wurde Artôt Hornist im 31. Regiment der französischen Armee. Später war er erster Hornist der königlichen Kapelle und tat sich als Komponist mehrerer Serien von je zwölf Quartetten für Ventilhörner hervor. Dass Einflüsse beider Wirkungsbereiche, des militärischen wie höfischen, in die Quartette mit einflossen, legt die Darbietung eines dreisätzigen Quartetts durch Laura Hall-Haspelmann, Jürgen Haspelmann, Jörg Herrmann und Konrad Köhring nahe. So treibend und quirlig dargeboten, zieht vorm geistigen Auge des Hörers glatt eine illustre Jadggesellschaft vorbei. Abendstimmung durchzieht den Mittelsatz, derweil sich Artôt im finalen Allegro in lyrischen Naturschilderungen ergeht, diese aber immer wieder mittels signalartiger Fanfaren durchbricht. Die Stimmungsbilder erschlossen sich im filigranen, geschmeidigen Spiel des Ensembles.
In seiner Suite für vier Hörner greift Eugène Bozza (1905 - 1991) tief in die Zitatenkisten der Musikgeschichte. Das Werk lebt vom Spiel mit traditioneller Formen und vom »Themenklau«. Und das Quartett -Êfür Hall-Haspelmann trat Hartmut Welpmann hinzu - servierte die Tanzsätze mit Lust an der Verfremdung, mit Witz und Ernst sowie mit Sinn für vielfältige Klangschattierungen und Klangfarben. Ein originelles Werk, das zudem die Spieltechniken des Horns ziemlich ausreizt.
Wie dem gesamten Spätwerk von Johannes Brahms, liegt auch dem 1891 entstandenen Klarinettenquintett op. 115 die variative Themen- und Motivverknüpfung aller Sätze zugrunde. Luitgard Spohn, Natalie Weisshaar (Violine), Katrin Meise (Viola) und Nicola Heinrich (Cello) wählten einen expressiven, sehr energetisch aufgeladenen Zugang. Eigentlich eine lobenswerte Idee, zumal der emphatisch pulsierende Duktus nie an Spannungsgehalt oder Konzentration einbüßte. Kleiner Wermutstropfen: Fabian Hauser (Klarinette) hatte es manches mal schwer, gegen die geballte Streicherleidenschaft anzuspielen.
Ungeachtet: Ein gelungener, interessanter, hörenswerter Abend.

Artikel vom 02.02.2005