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Paderborn verdächtigt HSV

Waterink bestätigt 10 000-Euro-Prämie - Hoyzer belastet Löbe und Donkov

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Der Skandal um den Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer zieht immer weitere Kreise. Der Vorsitzende des Erstligisten Hamburger SV, Bernd Hoffmann, prüft jetzt rechtliche Schritte gegen den Regionalligisten SC Paderborn 07 wegen angeblicher Rufschädigung.
Im Blickpunkt der Kameras: SC Paderborns Präsident Volker Finke informierte über die Verstrickung seines Kapitäns Thijs Waterink in den Wettskandal und brachte zudem den HSV »ins Gespräch«. Foto: Hörttrich
Vorläufig suspendiert: Thijs Waterink.

Nach Informationen der »Bild«-Zeitung belastet Skandal-Schiedsrichter Hoyzer in seinem Geständnis drei Paderborner Spieler: Neben Kapitän Thijs Waterink, der die Annahme einer Siegprämie zugegeben hat, auch die beiden Stürmer Alexander Löbe und Georgi Donkov. »Ich habe Zweifel an der Qualität der Aussagen Hoyzers. Ich kann aber zurzeit auch nicht erkennen, welche Motivation er haben könnte, jetzt noch die Unwahrheit zu sagen«, sagte Paderborns Vereinspräsident Wilfried Finke. Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger meinte: »In diesem kriminellen Milieu gibt es auch unseriöse Informanten. So komisch das klingt, der für mich momentan am seriösesten erscheinende Informant ist Herr Hoyzer.«
Noch am Abend sprachen Finke und Cheftrainer Pavel Dotchev mit Löbe und Donkov. Während Löbe eine Beteiligung weiter vehement bestreitet, stand Donkov im Pokalspiel nicht einmal im Paderborner Kader. Beide Profis kontaktierten einen Anwalt und wollen gegen das Boulevard-Blatt juristisch vorgehen.
Finke hatte sich am Wochenende mehrfach das Video des DFB-Pokalpiels zwischen Paderborn und dem HSV angesehen und dabei »Auffälligkeiten« entdeckt: »Ich will dem HSV nichts unterstellen, aber Sie müssen sich mal die Laufwege, die Mimik und die Gestik der 22 Spieler anschauen.«
Belege für die These, dass auch HSV-Spieler beteiligt waren, habe er nicht, für Finke ist aber klar: »Wenn ich eine Wette dingfest machen will, brauche ich alle drei Parteien: die Siegerelf, den Schiedsrichter und die Spieler des Verlierers.« Deutliche Worte, die er mit einer Aufforderung an den DFB und die Berliner Staatsanwaltschaft verknüpfte: »Die Recherchen in diesem Fall müssen in alle Richtungen gehen.« HSV-Chef Hoffmann konterte: »Eine Unverschämtheit.« Einig waren sich die Klubs in der Forderung, die Partie wiederholen zu lassen.
Im Rahmen einer Pressekonferenz hatte der SC Paderborn 07 - wie gestern in einer Teilauflage berichtet - die Verwicklung seines Kapitäns Thijs Waterink in den Wettskandal bestätigt. Die übrigen Spieler des Liga-Zweiten versicherten in einer eidesstattlichen Erklärung, nichts über die Hintergründe der »Sonderprämie« gewusst zu haben. Waterink wurde freigestellt. Der Paderborner Oberstaatsanwalt Günter Krüssmann »beobachtet zurzeit die Presseberichterstattung«, machte aber deutlich: »Wir haben keinen hinreichenden Tatverdacht.« Finke war Samstag durch Spielerberater René Deffke informiert worden. Zwei Klienten - die Paderborner Daniel Cartus und Alessandro Da Silva - sollen sich Deffke anvertraut haben.
Einen weiteren Ansehensschaden für den SC Paderborn 07 sieht Finke nicht. Im Gegenteil: Sein Verein sei bei der Aufklärung des Wettskandals sogar Vorreiter.

Artikel vom 01.02.2005