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Merkur: Schweben überm Teich

Bürgerpark oder Bunnemannplatz: Skulptur soll nicht auf Bauhof landen


Bielefeld (bp). Sigurd Prinz, seit gut einer Woche neuer Vorsitzender des Beirates für Stadtgestaltung, verurteilt den Plan, den Merkurbrunnen auf dem städtischen Bauhof »einzumotten«, weil es keinen finanzierbaren Alternativstandort gäbe (das WB berichtete mehrfach). Derweil schlägt Andreas Kimpel, (noch) Leiter des Kulturamtes, vor, zumindest der Skulptur des Merkur einen angemessenen Platz einzuräumen: im Teich im Bürgerpark.
Kimpel: »Eine Brunnenstube wäre dann nicht nötig, und trotzdem würde der Götterbote über dem Wasser schweben.« Das passt nicht zuletzt zu den Gesängen Homers, der einst schrieb: »Er stieß aus dem Äther auf das Meer und schoss dann über das Gewoge, einem Möwenvogel gleichend, der über den furchtbaren Mulden des unfruchtbaren Meeres nach Fischen jagend die schwirrenden Flügel in der Salzflut netzt. Diesem gleich fuhr über die vielen Wogen Hermes.« (Hermes = Merkur). Nach Kimpels Ansicht würde die Skulptur von Herbert Volwahsen, 1963 als Auftragsarbeit entstanden, eine »Bereicherung für den Bürgerpark« bedeuten.
Hans-Rudolf Holtkamp, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing, hofft, dass es eine Möglichkeit gibt, den Merkur umzusetzen: »Er ist schließlich über die Jahre zu einem Wahrzeichen Bielefelds geworden.« Gleichzeitig hält er aber nichts davon, den neuen Brunnen für den Alten Markt, den ein Sponsor finanziert, abzulehnen: »Einer neu gestalteten Altstadt steht ein neuer Brunnen gut zu Gesicht - er kann ein Anziehungspunkt werden.« Und: Ohne Mäzene wären in Bielefeld »Extras« nicht mehr möglich.
Sigurd Prinz bedauert, dass der Beirat für Stadtgestaltung nie zur Sanierung der Altstadt gefragt worden sei: »Wenn das kein Thema gewesen ist, zu dem der Beirat hätte gehört werden müssen, welches dann?« Einzig zur Jury des kooperativen Wettbewerbes zur Neugestaltung der Fußgängerzone wurde ein - allerdings nicht stimmberechtigtes - Beiratsmitglied gehört.
Zum Standort des neuen Brunnens im Schnittpunkt der Sichtachsen kann sich Prinz durchaus Alternativen vorstellen: ». . . zum Beispiel den Schwerpunkt des Platzes - wenn man den Alten Markt denn als Platz empfindet.«
Er selbst könnte sich als alternativen Standort für den Merkurbrunnen den Bunnemannplatz vorstellen - der galt auch als Favorit der Verwaltung, als elf Alternativen im Sommer 2004 zur Abstimmung gestellt wurden. Prinz: »Selbst, wenn er aus Kostengründen vorübergehend nicht als Brunnen funktionieren würde - der Merkur darf nicht auf Nimmerwiedersehen auf dem Bauhof verschwinden.«

Artikel vom 01.02.2005