01.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die Lachmöwe


Bei dem großen Schwarm von Lachmöwen, der derzeit am Obersee zu beobachten ist, handelt es sich um Überwinterer. Anhand der Beinringe können Ornithologen zumindest sagen, woher die beringten Tiere kommen: aus dem baltischen Raum. Naturfreunde können einzelne Vögel das ganze Jahr hindurch am Obersee erleben.
Während der Brutzeit sind beide Geschlechter der Lachmöwe an ihrem dunkelbraun gefärbten Kopf zu erkennen, der sich mit dem rötlichen Schnabel und den roten Beinen deutlich vom hellen Federkleid (Oberseite etwas grauer) abhebt. Im Winter reduziert sich das Braun auf zwei dunkle Flecken im Ohrbereich.
Zur Herkunft des Namens gibt es zwei Theorien. Oft wird angenommen, dass er sich auf den Brutort - kleine Wasserflächen, genannt Lachen - bezieht. Eine andere Interpretation geht davon aus, dass er sich auf den einem Lachen ähnelnden Ruf bezieht. Der biologische Artname »Larus ridibundus« (ridibundus = lachend) hat diese Eigenart benannt.
In Ostwestfalen ist der lachende Ruf im Winter an vielen Gewässern zu hören und während der Brutzeit in den Kolonien: an der Ems im Steinhorster Becken, im Großen Torfmoor bei Lübbecke, an der Weser (hinter der niedersächsischen Landesgrenze), und am Dümmer. Diese Kolonien liegen auf Inseln oder an sumpfigen Ufern. Feinden, beispielsweise dem Fuchs, wird dadurch die Annäherung erschwert. Und das gemeinsame Brüten erleichtert es, Feinde aus der Luft - zum Beispiel Rohrweihen - gemeinsam abzuwehren.
Das Nest baut die Möwe aus pflanzlichem Material in den Randbereichen von Sümpfen, Flussdeltas, verlandeten Zonen von Seen, auch auf Salzwiesen. Beide Partner brüten. Sind die Dunenjungen ein paar Tage alt, laufen sie innerhalb der Kolonie herum. Nach sechs Wochen sind sie flugfähig.
Als Nahrung benötigt die Lachmöwe kleine Wassertiere, verschmäht aber pflanzliche Anteile nicht. Spaziergänger kennen das Bild, dass Lachmöwen in großer Zahl dem Pflug des Landwirtes folgen, um im aufgebrochenen Erdreich Regenwürmer aufzupicken. Speziell im Winter gehören Abfälle zur Nahrung des Vogels, der dann auch auf Mülldeponien anzutreffen ist.

WESTFALEN-BLATT und Naturschutzbund (NABU) Bielefeld stellen in dieser Serie Vögel vor, die in Ostwestfalen ständig oder vorübergehend leben. Biologe Dr. Wolfgang Beisenherz und Redakteurin Elke Wemhöner porträtieren in der nächsten Folge am Donnerstag den Sperber

Artikel vom 01.02.2005