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Spiele wiederholen
Hart
am
Ball

Von Matthias Reichstein
Respekt, SC Paderborn 07. Als der Verein am Samstag von der sonderbaren Prämienzahlung an Kapitän Thijs Waterink erfuhr, wurde umgehend der DFB informiert. Gestern wurde der geständige Spieler auch offiziell genannt, jeder Teamkollege von Waterink musste außerdem an Eides Statt versichern, vor dem Pokalspiel nichts von der Sonderprämie gewusst zu haben. Auch die genaue Herkunft der 10 000 Euro war keinem Spieler bekannt.
Der Regionalligist geht damit in die Offensive, legt alles offen und will mithelfen, den Wettskandal schnell aufzuklären. Ein Beispiel, das Schule machen muss. Denn, und das haben scheinbar noch nicht alle Klubs begriffen: Fußball-Deutschland steckt mitten im größten Skandal aller Zeiten.
Da darf jetzt auch nicht mehr lange lamentiert werden, welche Begegnungen wiederholt werden und welche nicht. Der Fan unterscheidet nicht zwischen Liga- und Pokalspiel. Der ist betrogen worden, basta.
Deshalb gilt: Wenn Deutschlands Volkssport Nummer eins auch nur einen kleinen Teil der verlorenen Glaubwürdigkeit wieder zurück gewinnen will, müssen alle manipulierten Spiele neu angesetzt werden. Notfalls muss sogar die Saison verlängert werden. Denn der Profifußball in diesem Land ist an seinem Lebensnerv getroffen worden, da ist auch der Confederations Cup im Juni nur noch Nebensache.
Viel steht auch für den SC Paderborn 07 auf dem Spiel. Das Image ist beschädigt, der Ruf aber noch nicht ruiniert. Sollte der Fall Waterink wirklich ein Fehlverhalten eines Einzelnen bleiben, ist das schlimm genug, aber für den Verein noch nicht lebensbedrohlich. Gibt's weitere Geständnisse, wird's schwierig. Aber auch für diesen Fall sorgte Präsident Wilfried Finke gestern Abend vor und wurde auf dem Transfermarkt aktiv. Denn Stadionneubau und Zweitligaaufstieg sollen, trotz des Skandals, kein Traum bleiben.

Artikel vom 01.02.2005