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Eine gigantische Kartenlotterie

Nur mit sehr viel Glück gibt es eine der begehrten Eintrittskarten

Bielefeld (dpa). Seit Mitternacht läuft die größte Verkaufsaktion von Eintrittskarten in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften. In der ersten Verkaufsphase können per Post, Fax und vor allem im Internet (www.FIFAworldcup.com) bis zum 31. März weltweit 812 000 Tickets für die WM 2006 in Deutschland geordert werden.

Der Weltverband FIFA und das deutsche Organisationskomitee (OK) erwarten bis zu 30 Millionen Anmeldungen. Erst nach der Verlosung am 15. April steht fest, wer zu den Kartenbesitzern zählt.
Organisiert wird die Kartenbestellung-Aktion vom Bremer Unternehmen CTS Eventim, das weltweit 15 000 Server gemietet hat, um den erwarteten Ansturm im Internet zu bewältigen. CTS-Chef Klaus Peter Schulenberg wies vor dem Start ebenso wie das OK noch einmal darauf hin, dass die Geschwindigkeit der Anmeldung keine Rolle für die Vergabe spielt. Alle Anmeldungen bis zum 31. März (24 Uhr) über Internet oder herunterzuladende Formulare haben die gleichen Chancen.
Insgesamt haben die Sponsoren 555 000 Karten zur Verfügung gestellt bekommen - 18,9 Prozent der 2,93 Millionen verfügbaren Sitzplätze in den zwölf deutschen WM-Stadien. Der Großteil der Sponsoren-Karten - zwei Drittel, wie das WM-Organisationskomitee erwartet - soll aber mit Werbe-Aktionen unter das normale Fußballvolk gebracht werden.
Für die Konzerne bedeutet dies eine selten gute Chance, auf sich aufmerksam machen zu können. Die Nachfrage ist nicht nur in Deutschland riesengroß. »Die Sponsoren können jetzt als Wohltäter auftreten, die Tickets ausschütten«, sagt der Marketing-Experte Hartmut Zastrow vom Kölner Institut Sport+Markt. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass das Image Schaden nimmt. Heute schon ärgern sich Fan-Clubs und Verbraucherschützer über eine »WM für VIPs und Sponsoren«.
Die 15 Top-Geldgeber der FIFA haben jeweils rund 40 Millionen Euro für die Vermarktungsrechte bezahlt. Dafür haben sie jeweils Zugriff auf bis zu 28 000 Karten. Aus Deutschland sind in dieser Runde der Sportkonzern adidas, der Reifenhersteller Continental und die Telekom dabei. Insgesamt 135 000 Tickets stehen für die sechs nationalen Sponsoren von Bahn bis Postbank bereit.
Besondere Chancen auf einen Stadionbesuch als Gewinn hat der Nachwuchs. Die Coca-Cola-Manager haben mit der FIFA ausgehandelt, dass sie die 900 Balljungen stellen und einkleiden dürfen. Und McDonalds darf per Gewinnspiel 1200 Kinder ermitteln, die dann an der Hand der Nationalspieler ins Stadion marschieren dürfen. Bei der EM in Portugal gab es für diesen Job 500 000 Bewerbungen.

Artikel vom 01.02.2005