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Tanja Grubesic-Kantic von Wehmeier/Castrup zeigt einen Kaltluftregler. Foto: Borgmeier

Gegen hohe Kfz-Steuer
hilft nur Nachrüstung

Aber nicht alle Werkstätten haben genug Einbauteile

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Besitzer älterer Autos machen in diesem Jahr große Augen: Der Staat bittet sie mit saftigen Erhöhungen der Kfz-Steuer zur Kasse. Und nicht jedes Auto kann rechtzeitig nachgerüstet werden.

Für Modelle, deren Schadstoffausstoß nur die Euro-Norm 1 (oder nicht einmal die) erfüllt, verlangt der Staat um die 40 Prozent mehr. Seit dem 1. Januar gilt: Wenn die Auspuffanlage nicht mindestens die Euro-Norm 2 erfüllt, können beispielsweise aus 10,84 Euro pro angefangene 100 Kubikzentimeter Hubraum 15,13 Euro werden.
Wer ist betroffen? Faustregel: die Halter von Autos, die vor 1996 gebaut wurden. Zum 1. Januar 1996 nämlich wurde die Automobilbranche zur Produktion abgasarmer Autos verpflichtet. Manche Konzerne reagierten vorab, so dass auch einige bereits 1995 gebaute Modelle die Norm erfüllen. Deren Besitzer sind jetzt fein raus.
Die genauen Steuerdaten liefern die »Schlüsselnummern«, genauer: die letzten beiden Ziffern der ersten (sechsstelligen) Zahl ganz oben links im Kfz-Schein. Teurer wird es für die Endziffern 01 bis 05, 09 bis 24 sowie 77.
Viele Betroffene ahnen noch nichts von dem drohenden Ungemach. Wer seinen Wagen beispielsweise zum 1. Oktober zugelassen hat und folglich erst im September seinen Steuerbescheid erhält, muss für ein dreiviertel Jahr nachzahlen - und selbstverständlich auch für die Zeit, die es dann dauert, bis der Wagen auf (mindestens) Euro-Norm 2 nachgerüstet wurde. Sofern dies überhaupt möglich ist.
Um die erhöhten Steuersätze kommt nur herum, wer dem Finanzamt die Nachrüstung mit einem Kaltluftregler (etwa 150 Euro plus Einbau) oder einem leistungsfähigen Katalysator (mindestens 600 Euro plus Einbau) nachweist. »Wegen der hohen Entwicklungskosten liefert die Branche aber nur Bausätze für gängige Modelle, die noch in großer Stückzahl auf den Straßen rollen«, berichtet ADAC-Sprecher Ralf Collatz. Wer sich Regler oder Katalysator individuell maßschneidern lässt, muss mit Kosten rechnen, die 2500 Euro locker überschreiten können.
Wenn ein Nachrüstsatz für das betreffende Modell im Handel ist, bescheinigt die Werkstatt den Einbau. Der Halter gibt die Bescheinigung beim Straßenverkehrsamt ab, dessen Mitarbeiter das Finanzamt benachrichtigen. Der alte Steuersatz gilt dann ab Einbaudatum.
Kfz-Meister Mario Maria vom A&M Autoservice an der Ziegelstraße rät Kunden zu frühzeitiger Terminabsprache. »Gerade bei Mercedes haben die Händler Lieferschwierigkeiten.« Bis zum Einbau könne es bis zu vier Wochen dauern.
Detlef Reuter, Chef der Reparatur-»Werk-Stadt« an der Jöllenbecker Straße rechnet mit durchschnittlich zweiwöchiger Wartezeit - und zwar für Kunden aller gängigen Modelle. »Wir bauen die Regler schon seit zwei Jahren ein, aber jetzt, wo der Staat nach dem Portemonnaie greift, sind alle Kunden alarmiert.« Dirk Balentin dagegen, stellvertretender Filialleiter des Pit Stop Autoservice an der Eckendorfer Straße, befürchtet keine Engpässe.

Artikel vom 02.02.2005