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Techniken aus dem Tierreich

Kampfkunst: Fritz Nöpel leitete Karate-Jubiläumslehrgang der BTG

Bielefeld (WB/jm). Zehn Jahre Karate in der Bielefelder TG:Ddiesen runden Geburtstag nahm die Abteilung zum Anlass, zu einem Jubiläumslehrgang einzuladen. Mit der »lebenden Legende« Fritz Nöpel (8. Dan) aus Kamen und Frank Beeking (6. Dan) aus Rheine konnten zwei hochgraduierte Trainer gewonnen werden. Die Zeit verging viel zu schnell. Es waren lehrreiche sechs Stunden in der Sporthalle der Volkeningschule mit vielen Anregungen für die gut 30 Teilnehmer.

Fritz Nöpel, geboren 1935, blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Als 19-Jähriger verließen er und ein Freund Deutschland mit dem Fahrrad für eine lange Reise. Über Osteuropa, Vorderasien und Indien hieß ihr Ziel Melbourne, 1956 Austragungsort der Olympischen Spiele. Nöpel durchquerte 27 Länder - und erreichte Australien nie. In China und Singapur kam Nöpel mit der Kampfkunst Pakuan in Berührung und lernte dann in Osaka/Japan Sensei Tomoharu Kisaki kennen.
Nach schwerem Beginn - Fußboden wischen und Gis reinigen gehörten nach dem Training noch zu den angenehmsten Aufgaben - trainierte der Europäer 13 Jahre lang (mit Pausen) in dessen Dojo, der Yuishinkan-Karateschule. Ansehen und Graduierung musste Nöpel sich hart erarbeiten. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Tiefseetaucher auf einem Bergungsschiff. 1967 kehrte er mit seiner japanischen Frau Eiko nach Deutschland zurück. Kurz nachdem er bei Sensei Kisaki die Prüfung zum 4. Dan abgelegt hatte. Im gleichen Jahr gründete er die erste Goju-Ryu Gruppe Deutschlands im PSV Dortmund.
Das Wort »Goju« bedeutet harter Angriff/weiche Abwehr, »Ryu« die Schule und »Karate Do« der Weg der leeren Hand. Fritz Nöpel lebt in Kamen und ist hierzulande offizieller Beauftragter des Goju-Ryu. Seine Weisungen und Erklärungen sind bindend.
Ein Lehrgangsteil stand im Zeichen der »klebenden Hände« (Kazie-Waza), das sind Partnerformen, bei denen man den Kontakt zu seinem Gegenüber behält. Die »klebenden Hände« führten weiter zu den »greifenden Händen«. Nöpel erläuterte anschaulich, dass der Karategi bei den eigentlichen Griffen keine Beachtung findet. Man greift direkt durch zum Körper. Mit einem richtigen Griff könne ein Kampf schnell entschieden werden.
Anhand der Übungen zu Tuite und Kakie in der Selbstverteidigung betonte Fritz Nöpel immer wieder, dass die richtige Waffe, zu der die »leere Hand« (Karate) geformt wird, in der Kampfkunst eine große Bedeutung besitzt. Es sei wichtig, mit diesen »Waffen« die empfindlichsten Stellen des Körpers zu treffen. In der realistischen Selbstverteidigung spiele die Faust, die auf die Bauchmuskeln auftrifft, keine Bedeutung. Auch sei es wichtig, bei der Abwehr schon zu sehen, dass die Waffen des Gegners möglichst ausgeschaltet werden.
Auch Partnerformen zu Passagen einiger Kata wurden geübt. Fritz Nöpel erwähnte, dass die alten Großmeister, die diese Techniken entwickelt haben, sich viel aus dem Tierreich abgeschaut hätten. Tiere kämpfen im Gegensatz zu den Menschen instinktiv. Deshalb solle es das große Ziel sein, im Kampf den Kopf vollständig leer zu haben.
Erich Lipke (2. Dan), der BTG-Dojoleiter, freute sich über einen rundum gelungenen Lehrgang. »Fritz Nöpel lehrt altes Wissen, das auf diese Weise nicht verloren geht«. Auch die Begrüßungsworte des 1. BTG-Vorsitzenden Karl-Wilhelm Schulze, der angesichts Körperbeherrschung und Durchhaltevermögen eine gelungene Brücke vom Kunstturnen zum Karate schlug, kamen bei den hoch graduierten Trainern gut an.
Insgesamt 30 Leute, davon 20 Aktive, zählt die von Erkan Dogan geleitete BTG-Karateabteilung. Wer aufrichtiges Interesse hat, das Goju-Ryu-Karate einmal näher kennenzulernen, ist bei den Trainingseinheiten (mittwochs von 20 Uhr bis 22 Uhr im Ratsgynmasium, donnerstags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der Eichendorffschule, freitags von 18.30 Uhr bis 21 Uhr im Ratsgymnasium) herzlich willkommen.
www.btg-bielefeld.de/karate

Artikel vom 01.02.2005