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Na, dann, gute Nacht!
- Schlafen macht Schule

»Schlafschule« vom 25. bis zum 27. Februar in der Klinik Bad Hermannsborn

Von Ellen Grundmann
Bad Driburg (WB).
2141, 2142, 2143... wenn Sie auch bei Schäfchen Nummer 2144 noch nicht eingedöst sind, sollten Sie vielleicht wieder die Schulbank drücken. Gesund schlafen lässt sich lernen - und zwar in einer Schlafschule, wie sie die Wittgensteiner Kliniken AG (WKA) und die Barmer Ersatzkasse in Bad Hermannsborn anbieten. »30 Prozent der Deutschen leiden unter Schlafstörungen«, erklärt Assistenzarzt Dr. Matthias Gernhardt. Der Bedarf ist demnach groß. »Wir bieten vier Kurse pro Jahr an, der nächste findet vom 25. bis 27. Februar statt«, so Ulrich Blondin, der Kaufmännische Direktor der Klinik.

»Ich kann nicht einschlafen, ich wälze Probleme. Jetzt habe ich Angst vor dem Zubettgehen« - diesen Ausspruch bekommen Ärzte des Öfteren zu hören. »Das ist ein Teufelskreis, aus dem der Patient schwer wieder rauskommt«, so Dr. Matthias Gernhardt. Nicht einschlafen, nicht durchschlafen können oder gar zu lange schlafen - das sind die Probleme der »Schlafschüler«. Erdacht und betreut von Schlafmediziner Prof. Dr. Zulley von der Universität Regensburg, will die Schlafschule Patienten helfen, persönliche Belastungssituationen besser zu analysieren und zu bewältigen. Es ist nicht nötig, gleich zum Schlafmittel zu greifen.
Zwölf bis 16 Teilnehmer nehmen sich in dem dreitägigen Seminar vor, ihre Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. In der Wittgensteiner Klinik lernen Patienten, ihren Schlaf zu organisieren. Angesichts der Tatsache, dass der Mensch ein Drittel seines Lebens verschläft, bedeutet ein Wochenende einen vergleichsweise geringen Zeitaufwand, um dem Problem auf die Spur zu kommen. »Die Teilnehmer sind zwischen 20 und 80 Jahre alt«, so der Mediziner. Schlafstörungen sind also keine Frage des Alters.
Erholsamer Schlaf ist eine Grundvoraussetzung für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Ist der Schlaf gestört, gerät der Alltag aus der Bahn. Ziel der Schlafschule ist es, die Leistungsfähigkeit am Tag zu steigern und die Schlafstörungen zu vermeiden. »Die Schlafschule ist ein präventives Angebot«, so Ulrich Blondin. Hat der Hausarzt eine körperliche Erkrankung ausgeschlossen, versuchen Dr. Matthias Gernhardt und Psychologin Silke Hedrich dem schlafraubenden Übel ihrer Patienten auf die Schliche zu kommen und zu erklären, wie gesunder Schlaf überhaupt aussieht.
Die Ursachen sind manchmal Banalitäten, auf die man stößt, wenn man sich intensiv mit dem eigenen Schlaf auseinandersetzt. In einer Hausaufgabe müssen die Patienten einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen, den Prof. Zulley auswertet. Und auch in den Einzelgesprächen stehen die Themen Schlaf und Schlafgewohnheiten im Mittelpunkt. Fragen wie »Haben Sie Angst vor Schlaflosigkeit?«, »Schwitzen Sie nachts häufig stark?« »Haben Sie morgens häufig Kopfschmerzen?« gilt es zu beantworten. Die Kursteilnehmer müssen Auskunft geben über das Schlafverhalten der vergangenen vier Wochen und tief in sich hineinhorchen: Was trifft auf mich zu? Wie steht's mit meiner Schlafhygiene: Ist die Matratze qualitativ hochwertig? Wie sieht mein Schlafzimmer aus? Ist es sehr laut? Unordentlich? Gut durchlüftet oder vielleicht zu warm? »Es sollte nur acht bis 14 Grad warm sein im Schlafzimmer«, so Dr. Gernhardt. Es ist nicht gut für den Organismus, wenn die Temperaturen höher sind.
Ist man dem eigentlichen Problem auf die Pelle gerückt, vermittelt die Schlafschule Tipps, um die Störung zu beheben. Entspannung nach Jacobsen kann ein Weg sein, um wieder gesund zu schlafen. In der Schlafschule werden progressive Muskelentspannung und autogenes Training erlernt.
Nicht alle Störungen sind jedoch so einfach zu beheben, sondern müssen im Schlaflabor abgeklärt werden. »Immerhin 80 verschiedene Formen von Schlafstörungen sind bekannt«, erläutert Dr. Matthias Gernhardt die Schwierigkeit. Diese Störungen lassen sich in vier große Gruppen unterteilen: Da sind zum einen die Ein- und Durchschlafstörungen. Die Insomnie ist mit sechs Prozent die häufigste Schlafstörung. Die Ursache sind oft psychische Belastungen.
Auch die übermäßige Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie) kann Menschen das Leben schwer machen. Hauptursache hierfür sind in erster Linie die so genannten Schlaf-Apnoen, die Atemaussetzer während des Schlafs. In der dritten Gruppe sind Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus zusammengefasst. Betroffen sind zum Beispiel Schichtarbeiter, deren Schlafphasen sich verschieben. Zur Gruppe vier zählen die schlafgebundenen Störungen (Parasomnie), die sich durch Zähneknirschen, Schlafwandeln oder Alpträume äußern.
Anmeldungen für die Schlafschule nimmt die »Servicestelle Schlafschule« unter der gebührenfreien Rufnummer (0800) 2 55 48 67 entgegen. Interessierte können sich auch direkt in der Klinik Bad Hermannsborn, Telefon (05253) 40 70 00, informieren.
Die Kosten für das Seminar betragen 280 Euro. Die Barmer erstattet ihren Mitgliedern 150 Euro. »Auch andere Kostenträger übernehmen einen Teil der Gebühren. Das sollten Versicherte vorab direkt mit ihrer Krankenkasse klären«, so Blondin abschließend.

Artikel vom 11.02.2005