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Wo gutes Bier wirklich geschätzt wird

Christoph Barre fühlt sich unter den Kennern in Ostwestfalen zu Hause -Ê»Qualität ist messbar«

Lübbecke (WB). Qualität ist kein Zufall, sagt der Lübbecker Brauerei-Besitzer Christoph Barre. Der Einsatz der richtigen Rohstoffe und die richtige Technik für eine schonende Behandlung des Lebensmittels Bier sichern Erfolge jüngst wie die Vergabe von drei DLG-Goldmedaillen an die Brauerei. Am wichtigsten in der Brauerei aber ist, erklärt der Chef, das qualifizierte Personal. Mit Chris-toph Barre sprach Bernhard Hertlein.

Es gibt »Oettinger« und andere Handelsmarken. Und es gibt »Barre«. Warum ist das Lübbecker Bier teurer als die Discount-Konkurrenz?Christoph Barre: Unser »Barre« ist nicht teurer als andere Qualitätsbiere. Die Frage müsste also eher lauten: Wie ist es möglich, Billigbiere zu so niedrigen Preisen herzustellen und zu vertreiben?
Ausgangspunkt in unserer heutigen Wirtschaft sind, egal ob bei Kühlschränken, Möbeln oder Lebensmitteln, zwei unterschiedliche Philosophien. Den einen geht es um Qualität. Den anderen geht es ausschließlich um den Preis. Alle Schritte von der Rohstoffbeschaffung bis zum Transport zu den Kunden werden allein unter dem Gesichtspunkt entschieden, wie die Kosten zu minimieren sind. Auf diese Weise kann kein Qualitätsprodukt entstehen.

Was macht denn die Qualität eines Bieres aus?Christoph Barre: Ein gutes Bier muss schmecken und bekömmlich sein. Beide Anforderungen hängen ganz klar von dem Einsatz des Wassers und der anderen Rohstoffe sowie der Qualität ihrer Verarbeitung ab.

Kann man die Qualität eines Bieres schmecken?Christoph Barre: Man kann sie schmecken und riechen. Wie riesig die Unterschiede sind, merkt man besonders bei Blindverkostungen. Gutes Malz- und Hopfenaroma setzen sich immer durch.
Aber es gibt doch unterschiedliche Geschmäcker...Christoph Barre: Sicher. Und über Geschmack, ob man sein Bier nun etwas mehr oder weniger bitter mag, lässt sich auch nicht streiten. Aber unabhängig davon muss das Aroma in jedem Fall ausgeprägt, beständig und unverwechselbar sein. Dazu kommt als unstrittiges Qualitätskriterium die Frische. Gutes Bier kribbelt auf dem Gaumen.

Kann man die Qualität eines Bieres messen?Christoph Barre: Sicherlich. Messbar ist zum Beispiel die Schaumstabilität - also wie lange hält sich die Schaumkrone auf dem Pils. Auch die biologische Zusammensetzung und Reinheit des Biers können und werden natürlich im Labor untersucht.
Wir von Barre unterziehen unsere Biere ständig internen und externen Tests. Zu den härtesten Untersuchungen zählen die der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG. Wir haben drei Biere eingereicht, »Barre Pils«, »Barre Weizen« und »Barre Dunkel«. Und in allen drei Fällen haben wir eine Goldmedaille erhalten. Damit sind wir im norddeutschen Raum 2005 einsame Spitze.

Gratulation! Welche Maßnahmen in der Produktion garantieren die Qualität des Bieres?Christoph Barre: Zunächst, wie angesprochen, der Einsatz nur der allerbesten Rohstoffe. Dazu eine moderne, auf Qualität und nicht auf Kostenminimierung ausgelegte Sudanlage. Die Roh-stoffe und Zwischenprodukte wie zum Beispiel Stammwürze brauchen eine schonende Behandlung.
Mindestens so wichtig wie Einkauf und Technik ist das Personal. Dafür, dass trotz des Einsatzes natürlicher und damit veränderlicher Rohstoffe ein immer gleich bleibend gutes Produkt entsteht, braucht man gute Braumeister und Brauer, die ihr Handwerk wirklich verstehen.

Wird Qualität von den Biertrinkern in Ostwestfalen honoriert?Christoph Barre: Eindeutig ja. Dank der großen Bierkompetenz der Menschen in Ostwestfalen bestimmen die regionalen Marken noch zu einem erheblichen Anteil den hiesigen Markt.
Bundesweit aber halte ich den Trend zum Einheitsbier für besorgniserregend. Da geht es nur noch entweder um den Preis oder um die Marke.
Welche Rolle spielt es, dass Sie mit Ihrem Familiennamen für die Qualität des Bieres einstehen?Christoph Barre: Neben dem Bekenntnis zur Heimatregion steht die Bierqualität bei uns obenan. Dafür stehe ich mit meinem Namen. Unsere Produkte werden von den Kunden stärker unter die Lupe genommen als die überregionalen Marken oder gar als die Billigbiere. Das ist für uns eine ständige Herausforderung. Und das ist gut so.

Artikel vom 05.02.2005