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»Westheimer«-Bier verbindet sogar im
Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Wo eigener Geschmack Tradition hat: Stolberg'sche Brauerei setzt sich von »Fernseh-Bieren« ab

Von Bernhard Hertlein
Westheim (WB). Von Paderborn bis Meschede, von Korbach bis Kassel trinkt man »Westheimer«. Und in Texas? Ebenfalls Westheimer. Das Bier verbindet.

Die 1862 im Marsberger Ortsteil Westheim gegründete Gräflich Stolberg'sche Brauerei Westheim erhielt vor zwei Jahren einen Anruf aus den USA. Der Weinhändler Kurt Bohne, geboren in Hann. Münden, suchte im Auftrag seiner Firma »Golden Grape« (Goldene Traube) eine mittelständische deutsche Brauerei, die bereit war, etwa 50 »HGB«-Supermärkte in Texas mit Bier zu beliefern. »Westheimer« kannte er noch aus seiner deutschen Vergangenheit. So wurde man sich schnell einig. Etwas länger dauerte es, um von den amerikanischen Behörden die Genehmigung zu erhalten. Seitdem aber gehen in regelmäßigen Abständen Container mit »Westheimer«-Bier über den großen Teich ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Am Scheitelpunkt von Sauerland, ostwestfälischer Börde, dem Hochstift und dem hessischen Waldeck gelegen, hat sich Westheim auch ohne das Abenteuer Texas bereits auf die Fahne geschrieben, unterschiedliche Regionen miteinander zu verbinden. Dies geschieht jetzt im Karneval und bei den vielen Festen in der Region - nicht zuletzt beim großen »Westheimer«-Brauereifest. Das nächste findet am Samstag, 23. April 2005, dem diesjährigen »Tag des Bieres«, statt.
Graf Joseph zu Stolberg erwarb das repräsentative Gut Westheim, auf dessen Grund und Boden sich die heutige Brauerei befindet, 1840 von den Herren zu Calenberg. Dort wurde traditionell Bier für den Eigenbedarf gebraut. 1862 wurde die Produktion auf die Einwohner der umliegenden Dörfer ausgeweitet. Als die männliche Linie der Grafen zu Stolberg ausstarb, gelangten Rittergut und Brauerei 1948 durch Heirat in den Besitz der aus Billerbeck stammenden Freiherrn von Twickel. Jetziger Geschäftsführer und Alleininhaber ist Josef von Twickel. Dessen Sohn Moritz studiert gerade Brauereiwirtschaft.
Neben der Brauerei umfasst das Rittergut heute noch 560 Hektar Land, davon etwa 300 Hektar bewaldet. Ein an der Diemel erbautes eigenes Wasserkraftwerk dient der Stromgewinnung. Im Schlosspark wurde 1988 in 39 Metern Tiefe ein großes Wasserreservoir bester Qualität erschlossen. Aus den eigenen Brunnen fließt ein eher weiches, kristallklares Wasser. Daraus brauen die mehr als 40 Mitarbeiter jährlich 70 000 Hektoliter Bier.
95 Prozent des Ausstoßes entfallen auf das klassische Pils, das seinen Geschmack nach Auskunft von Braumeister Jörg Tolzmann aus Spalter und Hallertauer Aromahopfen zieht. Spalt ist eine Kleinstadt südwestlich von Nürnberg, Hallertau ein Gebiet nördlich von München. Klassisch gebraut und schonend gelagert hat es, und darauf ist Tolzmann stolz, noch einen eigenen Geschmack. Bei den bundesweit vertriebenen »Fernseh-Bieren« sieht er dagegen die Tendenz zu einem zurückhaltenden »uniformen Einheitsgeschmack«.
Neben dem Pils brauen die Westheimer noch ein »Graf Stolberg Dunkel«, ein »Radler« und ein in der Bügelflasche abgefülltes »Lager«-Bier. Dazu kommen saisonale Spezialitäten wie das »Winter-Bier« und ein »Graf Stolberg«-Bierlikör.
Getestet und für gut befunden: Beide teilnehmende Westheimer Biersorten, das »Westheimer Premium Pilsener« und das »Graf Stolberg Dunkel« erhielten den »Großen Preis«Êder Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) für Qualität und Geschmack. 2004 war das »Graf Stolberg Dunkel«Ê ebenfalls mit dem Großen Preis ausgezeichnet worden, das »Westheimer Premium Pilsener« hatte den silbernen Preis der DLG erhalten.
www.westheimer.de

Artikel vom 05.02.2005