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»Versprechen nicht gehalten«

Eigentümer an Ellerbrocks Feld erheben Vorwürfe gegen Bauträger

Von Matthias Meyer zur Heyde
Gadderbaum (WB). Hat der Bauträger den Käufern der Immobilien an Ellerbrocks Feld 13 und 15 behindertengerechte Wohnungen versprochen? Über juristische und moralische Aspekte dieses Themas wurde gestern kontrovers diskutiert.

Heiß umstritten ist der Zugang zu den Häusern, von dessen Beschaffenheit sich die CDU-Landtagsabgeordnete Angelika Gemkow gestern ein Bild machte. Die Hausgemeinschaft, vertreten durch Gerhard Schwettmann, Frank Caßemeyer und Dagmar Strecker (alle Nr. 13) sowie Klaus Rexin (Nr. 15), beklagt, dass die Hauseingänge nur über Treppenstufen erreichbar sind. »Im Prospekt, mit dem vor dem Bau der Häuser um Wohnungskäufer geworben wurde, wird eine Rampe für Rollstuhlfahrer gezeigt«, moniert Rexin.
Die aber existiert nicht, und sie wird nach derzeitigem Planungsstand auch nicht gebaut. Diplomingenieur Leo Nießen, technischer Projektleiter der GAGFAH (Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten), erklärte, die Rampe habe aus technischen Gründen nicht realisiert werden können. »Außerdem bestand von seiten der Käufer keine Nachfrage.« Und Markus Franke, kaufmännischer Projektleiter der GAGFAH, ergänzte: »Wir haben hier zu keinem Zeitpunkt behinderten- oder senioren- oder auch nur rollstuhlgerechtes Wohnen angeboten.«
Die Hausbewohner bestreiten diese Angaben nachdrücklich. »Ich bin nur hierher gezogen, weil dies mein Alterswohnsitz werden sollte«, sagt Rexin. Und Dagmar Strecker, seit 15 Jahren Osteoporose-Patientin, fügt hinzu: »Ich habe in der Bauphase mehrfach nachgefragt, ob die Wohnungen per Rollstuhl erreichbar seien. Das hat man mir in jedem Gespräch eindeutig zugesichert.«
Der Bau von Rampen zu den Hauseingängen sei normgerecht nur bis zu einem Neigungswinkel von fünf Grad möglich, entgegneten die GAGFAH-Mitarbeiter. »Aus bautechnischen Gründen beträgt die Neigung jetzt zehn Grad, so dass eine Rampe bis auf die Straße hätte verlängert werden müssen.« Nachträgliche Änderungen im Bauplan seien normal, auch habe ein Sachverständiger den Bau abgenommen - »damals waren keine Proteste zu hören.«
»Die GAGFAH hat mir mitgeteilt, ich könne das Treppenhaus ja ersatzweise durch die Tiefgarage erreichen«, erklärt Rexin. Angelika Gemkow überzeugte sich davon, dass dies nicht möglich ist: Zwar führt eine (überaus steile) Rampe von der Seitenstraße hinunter ins Parkdeck, doch dieses kann man lediglich durch einen mit einer schweren Eisentür verschlossenen Ausgang verlassen - hinter der ein Rollstuhlfahrer auf vier schmale, unüberwindliche Treppenstufen stößt.
Angelika Gemkow, nach deren Meinung heutzutage längst ausnahmslos alle Neubauten seniorengerecht angeboten werden müssten, meinte, man habe die Kaufinteressenten wohl »hinters Licht geführt«. Dass in den Kaufverträgen keine Rede von Rampe und Co. sei, sei nur die juristische Seite der Sache, es gelte aber auch den moralischen Aspekt zu berücksichtigen: »Viele bauliche Maßnahmen, die den Käufern versprochen wurden, hat man nicht verwirklicht. Das ist nicht in Ordnung. Versprechen muss man einhalten.«
Die auf Seniorenfragen spezialisierte CDU-Politikerin regte die Bildung eines Runden Tisches an. GAGFAH-Mitarbeiter Nießen versprach schließlich, innerhalb von vier Wochen Lösungsvorschläge zu unterbreiten.

Artikel vom 02.02.2005