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Anspruchsvolle Werke gemeistert

Präzise und prägnant: NWD-Trio begeistert mit Beethoven und Dohnányi

Von Ruth Matthes (Text und Foto)
Herford (HK). Zwei harte Brocken der Streichtrio-Literatur hatten sich NWD-Konzertmeisterin Sabrina-Vivian Höpcker, Solo-Bratscher Burghard Teichert und der stellvertretende Solo-Cellist Tatsuki Watanabe für ihr Kammerkonzert im Studio der Philharmonie ausgesucht - und sie meisterten sowohl Beethovens Streichtrio op. 8 als auch Ernst von Dohnányis Serenade mit Bravour.

Zur Einstimmung in das anspruchsvolle Programm hatten sich die Drei das fröhlich-leichte Divertimento D-Dur von Karl Ditters von Dittersdorf ausgesucht. Der frühklassische Komponist wurde 1739 in Wien geboren, machte als Violinvirtuose Furore und wurde 1765 Nachfolger von Michael Haydn als Kapellmeister des Bischofs von Großwardein in Ungarn. Seine gefällige Musik war genau das Richtige für einen lockeren Einstieg ohne besonderen Tiefgang.
Letzteres kann man von der Serenade op. 10 von Ernst von Dohnányi nun wirklich nicht sagen. Der Großvater des Dirigenten Christoph von Dohnányi (1877 Pressburg bis 1960 New York) setzte sich als Interpret für die Werke Bartóks und Kadálys ein, blieb jedoch selbst ein Spätromantiker. In seiner Serenade reizte er die Grenzen der Tonalität zwar aus, sprengte sie aber nicht. Die Grenzen des technisch Machbaren lotete er vor allem im Scherzo aus, in dem alle drei Musiker ihre Virtuosität bewiesen. In wunderschönem Kontrast dazu stand die Romanze, in der das Trio seine Instrumente von ihrer lyrischen Seite präsentieren konnten.
Wie bei Dohnányi so bewiesen die Musiker auch beim Beethovenschen Streichtrio, dass sie bestens aufeinander eingespielt sind und in ihrer Interpretation perfekt harmonieren. Die sechs Sätze sind eingerahmt von einem Marsch mit einem zwischen punktiertem und Triolenrhythmus wechselnden Thema, das die drei mit Nachdruck vortrugen. Den Schalk im Auge Beethovens ließen die drei Stimmführer im Menuett aufleuchten, das ein munteres Wechselspiel zwischen energischen Strichen und spritziger Tanzmusik war und mit einem gewitzten Pizzicato endete.
Der vierte Satz mit seinem zwischen Adagio, Scherzo und Allegro molto wechselnden Charakter gestaltete das Trio entsprechen abwechslungsreich, wobei den drei Virtuosen die rasanten Passagen ebenso gelangen wie das schön ausgesungene Legato. Besonders viel Spaß schien den Dreien das Allegro alla polacca zu machen. Leichtfüßig und energiegeladen ging Sabrina-Vivian Höpcker den Satz an, und ihre Kollegen schlossen sich mit nicht weniger virtuosen Partien an. Watanabe bestach mit klangschönen Höhen, rasant stimmte Teichert ein. Mit einem Schlusssatz, der noch einmal ein Beispiel für Präzision, Prägnanz und Temperament der Musiker war, klang der Abend aus. Das begeisterte Publikum erklatschte sich noch eine Zugabe.

Artikel vom 29.01.2005