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Arminia fehlt »der letzte Kick«

0:1-Heimschlappe gegen Hannover: Hohe Bälle sind das falsche Mittel

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Genau in dem Moment, in dem Hannovers Thomas Christiansen eingewechselt werden sollte, hielt der vierte Schiedsrichter die elektronische Anzeigetafel hoch, auf der eine gelbe Ý1Ü leuchtete. Sollte Trainer Ewald Lienen wirklich seinen Torwart Enke gegen den Stürmer Christiansen austauschen wollen? Arminia Bielefelds Offensivschwäche beim 0:1 gegen die 96er hätte dazu durchaus Anlass geben können.

Nein, natürlich wollte Lienen das nicht. Natürlich war es nur die empfohlene Nachspieldauer, die angezeigt wurde. Doch auch Lienen hatte genau wie 21 439 Zuschauer in der SchücoArena gesehen, dass sein Keeper Robert Enke in 90 Minuten nur exakt vier Schüsse parieren musste: Vatas Freistoß (27.), Buckleys verunglückte Flanke (57.) sowie die Versuche von Owomoyela (61.) und Skela in der Schlussphase waren die Bälle, die die Bielefelder nicht über oder neben sondern auf das Tor brachten. Obendrein hatte Skela Pech, als er von der Strafraumecke einen Freistoß in den Winkel zu zirkeln versuchte und um Zentimeter scheiterte (44.).
»Unser Spiel in die Spitze lief nicht wie gewohnt. Uns fehlte im Angriff die Durchschlagskraft«, brachte Patrick Owomoyela Arminias aktuell schwerwiegendstes Problem auf den Punkt. Allerdings gilt das nicht nur für die Heimpartie gegen Hannover, sondern es begleitet den DSC nun schon drei Spiele und ein paar Minuten lang.
Zweifellos ist den Bielefeldern das Bemühen um ein Erfolgserlebnis in keinster Weise abzusprechen. Auch nicht Rechtsaußen Roberto Pinto und Linksverteidiger Tomasz Wisio, die gegen Hannover ein unglückliches Debüt in der Arminia-Anfangself gaben. In Frage gestellt werden muss aber die Methode, mit der der DSC den Erfolg zu erzielen versuchte. Trainer Uwe Rapolder kritisierte: »Wir dürfen es nicht mit hohen Bällen in die Mitte versuchen, sondern müssen unsere Tore gut herausspielen.« Der Grund ist fehlende Größe: Arminias Offensivkräfte sind durch die Bank zu klein, nicht einmal bei Standardsituationen sind die Bielefelder darum gefährlich. 12:2 Eckbälle - die Voraussetzungen, um zum Torerfolg zu kommen, waren gut. Doch was nützt's, wenn sich für die ruhenden Bälle kein Abnehmer findet?
Auch Christoph Dabrowski, der an alter Wirkungsstätte gegen seinen Ex-Verein für die 96er ein gutes Spiel zeigte, hatte erkannt, woran es bei den Bielefeldern haperte: »Der Abschluss war deren großes Manko. Vor dem Tor hat ihnen der letzte Kick gefehlt.«
Nicht so bei Daniel Stendel. Die spielentscheidende Aktion des 30-jährigen Hannover-Stürmers in der 30. Minute war derart kalt abgeschlossen, dass von jetzt auf gleich die ohnehin schon frostigen Temperaturen in der SchücoArena noch um ein paar Grad fielen. Gefrorene Mienen auf der Trainer-bank, eisige Stimmung auf den Rängen: Erst ließ Stendel Petr Gabriel ins Nichts rutschen, dann tanzte er Tomasz Wisio aus, um zu guter letzt auch noch Mathias Hain den Ball rotzfrech flach haargenau neben den Pfosten zu platzieren - besser kann man's nicht machen.
Von ihren wenigen Chancen gegen Bielefeld nutzten die Hannoveraner immerhin eine, gleiches war eine Woche zuvor auch schon Borussia Mönchengladbach gelungen. Noch in der Hinrunde waren es die Arminen selbst, denen ein einziger Volltreffer stolze drei Mal zur vollen Punktausbeute genügte. Die Zeiten haben sich geändert.

Artikel vom 31.01.2005