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Ein Zockertreff unter
künstlichen Palmen

Das Berliner Café King steht im Blickpunkt

Berlin (dpa). Die Getränke-Karte reicht von der Berliner Weißen bis zum Xu-Xu Margarita-Cocktail, ein kleines Frühstück gibt es schon ab 2,90 Euro. Das Café King in der Rankestraße 23 unweit des Kurfürstendamms ist ein ganz normales Café, zumindest auf den ersten Blick.

Die Möbel sind frisch poliert, die meisten Tischen sind von künstlichen Palmen umgeben. Von »außergewöhnlicher Atmosphäre« ist im Internet zu lesen. Die Werbung spricht vom »unterhaltsamsten, besten, lustigsten und freundlichsten Service der Stadt«. Auf den Tischen liegen Zeitungen, vor allem kroatische.
Seit Tagen jedoch ist die Kaffeehaus-Idylle dahin, vor dem Café sind Kamera-Teams in Stellung gegangen. Seit der Verhaftung des kroatischen Inhabers am Freitagabend steht das Café King, dessen Neon-Reklame Nachts weite Teile der Straße erhellt, im Fokus der deutschen Öffentlichkeit.
»Das ist ein ganz normales Musik-Café, was hinter den Türen passiert, weiß man natürlich nicht«, sagt Dieter Hoeneß, der Manager von Hertha BSC. Genau dies aber scheint der Knackpunkt: Das von Spielern und Schiedsrichtern offenbar häufig frequentierte Café gilt in der Szene als mutmaßlicher Zockertreff. Mit Geld- und Kartenspielen wird sogar öffentlich um Kundschaft geworben. Im Hinterraum des Lokals soll auch Robert Hoyzer gezockt haben.
Spannend lesen sich die Einträge im Chatraum des Cafés, das vor allem als Treffpunkt kroatischer Jugendlicher gilt. »Eine schöne Kneipe. Man findet dort viele nette Leute und kann klasse illegal zocken«, schreibt ein Chatter. »Das ist ein ganz normales Café, das sind Lügen von wegen Zockerbande«, hält ein anderer dagegen.
Nach Auskunft der Berliner Staatsanwaltschaft besteht der dringende Verdacht, dass hier im Zentrum der Hauptstadt unweit der Berliner City-Wache illegale Wetten abgeschlossen wurden. »Wir sichern hier Beweismittel«, hatte Sprecher Michael Grunwald zur Begründung der Razzia am Freitag angegeben.

Artikel vom 31.01.2005