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Der »Schwur«
von Berlin

Herthaner bestreiten Verstrickung

Berlin (dpa). In den Wettskandal um den geständigen Schiedsrichter Robert Hoyzer sollen auch Spieler des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin verstrickt sein. Das Magazin »Focus« nannte die Namen von Josip Simunic, Nando Rafael und Alexander Madlung.
Weiter am Ball: Hertha-Profi Josip Simunic
Weiter am Ball: Hertha-Profi Nando Rafael
Weiter am Ball: Hertha-Profi Alex Madlung

Hertha BSC will aber keine Konsequenzen aus dem Bericht des Nachrichtenmagazins ziehen, nach dem drei Spieler zu den Gästen des Charlottenburger »Café King«, das als Zockerlokal gilt, gehört hätten. Schon Stunden vor der Sonntag-Partie gegen Bayern München (0:0) erklärte Hertha-Sprecher Hans-Georg Felder, dass Simunic, Nando Rafael und Madlung dabei sein werden: »Zwei von ihnen werden spielen, alle drei sind im Aufgebot.« Simunic und Nando Rafael standen dann in der Startelf, Madlung saß auf der Bank.
Die drei Profis hatten eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass sie mit dem Wettskandal nichts zu tun hätten.
Hertha-Manager Dieter Hoeneß wies die Beschuldigungen gegen seine Spieler energisch zurück: »Wir wussten, dass sie schon mal Gäste in diesem Cafe waren. Aber das ist doch nicht verboten. Alle haben mir versichert: Sie hätten mit dieser Affäre nichts zu tun. In Deutschland gilt immer noch die Unschuldsvermutung.«
Drei Schiedsrichter und acht Spieler aus drei Vereinen der 2. Fußball-Bundesliga sind nach Informationen der »Süddeutschen Zeitung« möglicherweise in den Wettskandal verwickelt. Dabei soll es sich unter anderem um Spieler der Vereine Chemnitzer FC und Dynamo Dresden handeln.
Der deutsche Fußball drängt auf eine rasche Aufklärung des Wettskandals und erwartet schnelle Einsicht in die Ermittlungsakten der Berliner Staatsanwaltschaft. Er wolle am Montag einen entsprechenden Antrag bei der Behörde stellen, sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger und fügte an: »Wir sind der Wahrheit sehr, sehr nahe.« Der Vorsitzende der Deutschen Fußball Liga (DFL), Werner Hackmann, erwartet, dass die Sportgerichtsbarkeit innerhalb der nächsten 14 Tage über Wiederholungsspiele als Konsequenz aus dem Wettskandal entscheidet.
Die Politik will die illegalen Sportwetten in Deutschland stärker bekämpfen. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer haben einen entsprechenden Auftrag an die Innenminister erteilt, bestätigte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«. Das Thema stehe auch auf der Tagesordnung der Ministerpräsidentenkonferenz am 14. April in Berlin.
Ein konsequentes Durchgreifen fordert auch Bundesinnenminister Otto Schily. »Es müssen die härtesten Sanktionen gegen die Täter ergriffen werden. Schiedsrichter und andere, die sich an den Manipulationen beteiligten, haben im Profi-Fußball nichts mehr zu suchen«, sagte Schily der »Welt am Sonntag«.
Zugleich müsse der DFB präventiv tätig werden. »Wir müssen aber auch nach Instrumenten suchen, die eine Früherkennung solcher Manipulationen ermöglichen.« Als Beispiel nannte der SPD-Politiker den Einsatz von Oberschiedsrichtern, die anhand von TV-Bildern Verdachtsmomente prüfen.

Artikel vom 31.01.2005