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Beweismittel
»nicht obszön«

Heute beginnt der Jackson-Prozess

Santa Maria (dpa). Nach monatelangem juristischen Tauziehen beginnt heute der Prozess gegen Popstar Michael Jackson. Der 46-jährige muss sich im kalifornischen Santa Maria unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs, Freiheitsberaubung und Erpressung verantworten.

Im Frühjahr 2003 soll er einen damals 13 Jahre alten krebskranken Jungen missbraucht haben. Jackson hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Seine Verteidigung hatte versucht, den Prozess auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Einen Tag vor Beginn des Missbrauchs-Prozess erhielt der Sänger von seinen Eltern in einem TV-Interview Rückendeckung. »Mein Sohn würde niemals einem Kind Schaden zufügen. Dafür hat er Kinder viel zu lieb«, sagte Mutter Katherine Jackson.
Der Richter ließ kurz vor dem Auftakt des Prozesses auf Antrag der Anklage neues Beweismaterial zu. Die Forderung der Staatsanwaltschaft, den jugendlichen Kläger (15) nur hinter verschlossenen Türen zu hören, lehnte Richter Rodney Melville hingegen ab. Nun sind Reporter und die Öffentlichkeit zugelassen, wenn der Junge seine Vorwürfe gegen Jackson erhebt.
Zu den neuen Beweismitteln gehören 2003 auf der Neverland Ranch des Sängers beschlagnahmte Zeitschriften, Bücher und DVDs. Melville untersagte der Staatsanwaltschaft, das Material als »pornografisch« oder »obszön« zu bezeichnen. Es dürfe den Juroren nur als »sexuell explizit« oder »für Erwachsene« vorgestellt werden. Der Richter gab grünes Licht, eine BBC-Dokumentation zu zeigen, die den Sänger Hand in Hand mit dem jugendlichen Ankläger zeigt.
Jackson sei das Opfer einer Rufmordkampagne, argumentieren seine Anwälte. »Wir wissen, dass er kein Pädophiler ist«, sagte Vater Joe Jackson. Er führte Rassismus als möglichen Grund für den Prozess gegen seinen Sohn an. Die Eltern vermuten auch Geld als mögliches Motiv. Warum er nicht »von Vater zu Sohn« mit Jackson über die häufigen Besuche fremder Kindern geredet habe, wurde Joe Jackson gefragt. »Weil es doch nicht falsch war, dass die Kinder ihn besuchten«, erwiderte der Vater. »Warum hätte ich ihm das vorwerfen sollen, er hat doch nichts Falsches angestellt.«
Jackson ist Vater von drei kleinen Kindern, zwei davon aus der Beziehung mit Ex-Ehefrau Debbie Rowe.

Artikel vom 31.01.2005