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Australien trägt Tennis-Trauer

Hewitt verliert im Finale gegen Safin - Serena Williams siegt souverän

Melbourne (dpa). Marat Safin zerstörte Australiens Tennis-Hoffnungen, Serena Williams widerlegte alle Kritiker.
Gut in Form: Melbourne-Siegerin Serena Williams.

Mit ihren Australian-Open-Siegen haben sich die Champions in der Weltspitze zurückgemeldet. Safin feierte in seinem dritten Finale seinen ersten Erfolg »down under« und verhinderte durch das 1:6, 6:3, 6:4, 6:4 gegen Lokalmatador Lleyton Hewitt den ersten einheimischen Sieg seit 1976.
Während der US-Open-Sieger von 2000 seinen zweiten Grand-Slam-Titel holte, heimste Serena Williams bereits ihren siebten Einzel-Erfolg ein. Sie wiederholte mit dem 2:6, 6:3, 6:0 im US-Duell gegen Lindsay Davenport ihren Sieg von 2003 und hat nach dem Sprung von Platz sieben auf Platz zwei nur noch Davenport vor sich. Die 28 Jahre alte Nummer eins, die vor fünf Jahren in Australien letztmals eines der vier wichtigsten Turniere gewann, denkt angeblich aber ans Aufhören.
Hewitt schaffte es zum 100. Geburtstag seines Heim-Grand-Slams nicht, als erster Australier seit Mark Edmondson vor 29 Jahren für einen Erfolg der Gastgeber zu sorgen. Seinen dritten Grand-Slam-Titel nach den US Open 2001 und Wimbledon 2002 hatte der Tennis-Arbeiter aus Adelaide bereits vor viereinhalb Monaten in New York gegen Federer verpasst, der in Melbourne im Halbfinale an Safin gescheitert war. Drei Tage nach seinem 25. Geburtstag spielte der Moskauer nach nervösem Start wie beseelt auf und wendete die Partie nach einem 1:4 im dritten Satz mit sieben Spielgewinnen nacheinander.
»Den ersten Satz konnte man nicht Tennis nennen. Da habe ich nicht gedacht, dass ich gewinne, weil ich so weit davon weg war. Dieser Sieg ist eine große Erleichterung«, sagte Safin und konnte mit dem Pokal zu seinen Füßen seinen Triumph noch nicht recht begreifen. »Ich muss erst in mein Hotelzimmer gehen und mir ihn ansehen, bevor ich es glauben kann.« Hewitt zeigte sich zwar sehr enttäuscht, doch den Kopf wollte er nicht hängen lassen: »Es war ein irres Gefühl, das ganze Land hinter sich zu wissen. Ich habe nicht so schlecht gespielt. Ich habe das Spiel nicht verloren, er hat es gewonnen.«
Serena Williams zeigte im Damen-Finale erneut ihre großen kämpferischen Qualitäten. Die 23-Jährige renkte sich im ersten Spiel eine Rippe aus und konnte danach nicht mehr richtig aufschlagen. Doch nach dem Spielgewinn zum 1:4 gelang es dem Physiotherapeuten, die Rippe wieder einzurenken, und sie fand zurück in die 89 Minuten lange, aber selten hochklassige Partie.
»Ich bin fast am Ziel«, sagte sie mit Blick auf die Weltrangliste und fügte gewohnt selbstbewusst hinzu: »Ich habe mich selbst immer als die Beste gesehen, ich hatte nie Zweifel.« Ihre im Achtelfinale gescheiterte Schwester Venus nahm sie gleich mit in Schutz: »Ich verstehe nicht, warum die Leute mit dem Finger auf uns zeigen. Es läuft nichts falsch.«
Der Rückkehr auf Rang eins steht derzeit nur noch Davenport im Weg - möglicherweise aber nicht mehr lange. Nachdem sie bereits nach Wimbledon im vorigen Jahr über einen Rücktritt nachgedacht hatte, plant sie nur noch bis zu den großen US-Turnieren im Frühjahr, um dann als Nummer eins abzutreten. Die Kalifornierin lapidar: »Ich hoffe, im nächsten Jahr wieder zu kommen. Aber in einem Jahr kann so viel passieren.«

Artikel vom 31.01.2005