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»Crashfahrer« lauern in der Innenstadt

Kripo: Auf umgestaltetem Willy-Brandt-Platz ist jeder 10. Unfall provoziert

Bielefeld (hz). Die Verkehrsführung auf dem umgestalteten Willy-Brandt-Platz verwirrt die Autofahrer. Das nutzen »Crashfahrer« aus, um mit provozierten Karambolagen bei Kfz-Versicherungen abzukassieren.

Um die 35 000 Autos passieren täglich einen der am meisten befahrenen Plätze Bielefelds. 60 Mal hat es vergangenes Jahr zwischen Stadthalle und Kartoffelhaus »gekracht«. Nach der Freigabe des umgestalteten Willy-Brandt-Platzes registrierte die Polizei plötzlich einen rasanten Anstieg der Blechschäden (54 der 60 Unfälle ereigneten sich seit Juli 2004). Was nicht nur an der neuen Verkehrsführung gelegen hat. »Jeder 10. Unfall war von "Crashfahrern" provoziert«, so Hauptkommissar Volker Heyne und Oberkommissar Andreas Möller.
Heyne und Möller sind beim Betrugskommissariat der Polizei für so genannte »Autobumsereien«, dem Abkassieren von Kfz-Versicherungen mit manipulierten Karambolagen, zuständig. Im Fall des Willy-Brandt-Platzes, so die Ermittler, lauerten die Täter auf Fahrfehler beim Wechsel der bis zu drei Spuren. Motto der Kriminellen: Wer der Mittellinie zwischen den Fahrbahnen zu nahe kommt, der wird gerammt.
Ein Opfer der »Crashfahrer« machte die Kripo auf einen weiteren Tatort aufmerksam: Die Ecke Schildescher-/Nowgorodstraße. Dort muss beim Rechtsabbiegen von der Schildescher- in die zum Kreisel vor den Stadtwerken führende Nowgorodstraße die Vorfahrt des von links aus dem Neuen Bahnhofsviertel kommenden Autoverkehrs beachtet werden. Was die Täter hinter dem Lenkrad geschickt für Auffahrunfälle ausnutzen: Sie fahren auf der Schildescher Straße an, um sofort wieder abzubremsen - und spekulieren darauf, dass der Hintermann den Kontrollblick nach links zum »Ishara« statt nach vorne richtet.
Das Nachsehen, sagen die Kommissare Heyne und Möller, haben immer die Unfallopfer. Steht fest, dass die Karambolage provoziert war, zahlt die gegnerische Kfz-Versicherung nicht. Zieht der Geschädigte vor Gericht, um seinen Schaden einzuklagen, trägt er die Kosten dafür. Sollte die Justiz für ihn urteilen, ist das keine Garantie, Geld zu sehen. Hauptkommissar Heyne: »Bei den Tätern ist meist nichts zu holen.« In diesem Fall springen, so kurios es klingt, ausgerechnet die Versicherungen ein: Ihre Verkehrsopferhilfe unterstützt die Betroffenen.

Artikel vom 01.02.2005