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Prüfung nach Klasse zehn

Schulleiter befürworten neues Gesetz: Leistungen vergleichbarer

Von Claus Brand
Bad Oeynhausen (WB). Auf Lehrer und Schüler kommen zu Beginn des Schuljahres 2006 / 2007 viele Neuerungen zu. Vom Landtag ist ein neues Schulgesetz verabschiedet worden (WESTFALEN-BLATT 28.1. im überregionalen Teil). So wird es am Ende der zehnten Klasse schriftliche Prüfungen in Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache geben, mit landeseinheitlichen Fragen. Die Bad Oeynhausener Schulleiter bewerten dies als einen Schritt in die richtige Richtung.

Zum gleichen Termin werden auch für die schriftlichen Abiturfächer an Gymnasien und Gesamtschulen zwischen Rhein und Weser einheitliche Prüfungsaufgaben eingeführt. Herbert Willms, Leiter der Gesamtschule, sieht damit endgültig den Vorwurf vom Tisch gewischt, dass Abitur an Gesamtschulen leichter sei als an Gymnasien. Er stuft das neue Gesetz durchweg positiv ein. Seine einzige Einschränkung: »Ich sehe die Gefahr, dass die Schüler bei den Prüfungsfragen über- oder unterschätzt werden, die Aufgaben nicht ihrem Wissens-Niveau entsprechen.«
Neben dem Vorteil, dass Leistungen vergleichbarer werden, meint Hannelore Ziegler-Bruns, Direktorin am Immanuel-Kant-Gymnasium: »Für die Lehrer ist die Prüfungsvorbereitung weniger aufwendig. Dieses Jahr müssen beispielsweise sechs Kollegen jeweils rund 50 Seiten Prüfungsunterlagen für nur einen Schüler vorbereiten.« Dazu könne es kommen, wenn nur ein Schüler sein schriftliches Abitur in Physik oder einem anderen Fach ablege. Landesweit einheitliche Aufgabenstellungen würden hier für eine Erleichterung sorgen. Andererseits sieht die Schulleiterin den Nachteil, dass bei der Gestaltung des Unterrichts ein Stück Individualität verloren geht. »Wenn in Deutsch das Werk eines bestimmten Autors nicht zum prüfungsrelevanten Stoff gehört, wird es nicht mehr gelesen werden.«
Wie seine Schulleiter-Kollegen bewertet auch Kurt Hauptmeier von der Hauptschule die Vergleichbarkeit der Schülerleistungen als ein großes Plus des neuen Gesetzes. Vor diesem Hintergrund sei auch die Einführung der neuen Lehrpläne zu sehen. Vom Schuljahr 2005 / 2006 an gelten sie für die Jahrgangsstufen fünf, sieben und neun, vom Schuljahr 2006 / 2007 an für die Klassen sechs, acht und zehn. »Vom Grundansatz her ist das neue Gesetz der richtige Weg.«
Von den einheitlichen Prüfungen erwartet Karola Picht-Dreier, Leiterin der Realschule Nord, auch Erleichterungen für die Einschätzung der Schüler, die von Real- oder Hauptschule in die gymnasiale Oberstufe wechseln. Für Lehrerkollegen und auch Berufsausbilder sei die Einschätzung der schulischen Leistungen viel besser möglich.
Wolfgang Oepping, Rektor der Realschule Süd, steht den neuen Regelungen ebenfalls aufgeschlossen gegenüber. Er stellt aber dennoch die Frage in den Raum: »Mit den neuen Prüfungen kommt mehr Arbeit auf die Lehrerkollegien zu. Wird es dafür eine personelle Aufstockung geben?« Entscheidend für den Erfolg werde es sein, die Lehrpläne der einzelnen Schulen und die Prüfungsfragen genau aufeinander abzustimmen.

Artikel vom 29.01.2005