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Von Friederike Niemeyer

Steinhagener
Aspekte

Fast wie im Märchen


Es war einmal ein hässliches graues Entlein mit Namen Familienbericht. Das wurde von niemandem im Kreise Gütersloh so richtig geliebt, und es wurde kaum eine gute Feder an ihm gelassen. Zu wenig konkret, zu unpräzise, lautete das wenig märchenhafte Urteil von vielen Seiten.
Doch, um in der Märchen-Sprache zu bleiben, »Väterchen Kreis« erkannte den Bedarf, Familien zu stärken und mit flexiblen Angeboten auf komplizierter gewordene Lebenssituationen der Menschen zu antworten. Doch woher das Geld nehmen? Da erinnerte er sich an die vielen Hilfsangebote, die es bereits gab. Und an all die erfahrenen ehrenamtlichen Mitarbeiter in Vereinen und Verbänden. Und Väterchen Kreis hatte die Idee, diese Kräfte zu bündeln und vor Ort zu den Menschen zu bringen. Mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand, dafür aber auf die Menschen in den Kommunen zugeschnitten. Familienzentrum sollte das Projekt heißen.
Und er lobte einen Preis unter seinen 13 Söhnen und Töchtern, den Städten und Gemeinden, aus. Die vier Kinder, die das beste Konzept, wirklichen Bedarf und gute Räume vorweisen könnten, die sollten mit einem Silbertaler belohnt werden -Êmit der Finanzierung einer 15-Stunden-Stelle in dem neuen Familenzentrum.
Das spornte auch Tochter Steinhagen an. Bruder Halle hat schon das Job-Center erhalten, da wäre es doch nur gerecht, wenn sie als wachsende Gemeinde das Familienzentrum erhalten würde. Doch weil bloßes Pochen auf ausgleichende Gerechtigkeit bei Väterchen Kreis keinen Eindruck machen würde, besann sie sich auf ihre ureigensten Stärken - die vielen fachkundigen und engagierten Ehrenamtlichen - und holte sich zudem eine starke Partnerin dazu. Die Diakonie kannte sich vor Ort bereits gut aus, hatte so manches Beratungsangbot im Gepäck und zudem die passende »Hütte«. Das überzeugte Väterchen Kreis, und er gab seinen SegenÉ
Doch auch die Menschen im Ort gilt es nun mit ins Familienzentrums-Boot zu holen. Kam ihnen anfangs so manches am Konzept der Diakonie etwas zu groß und gewagt vor (»Können wir das mit Ehrenamtlichen überhaupt umsetzen?«, »Wie soll es ganz konkret losgehen?«), so fassen sie jetzt offenkundig Mut. Denn 25 von ihnen waren nicht beim Fragen und Rätseln stehen geblieben, sondern hatten ganz schlicht ihre Mitarbeit zugesagt. Und so kann sich die Diakonie mit ihrer Hauptamtlichen Angelika Fritsch-Tumbusch auf die Koordination der Aktivitäten konzentrieren. Nur positiv, dass die Räume sofort zum Februar frei sind und die Arbeit beginnen kann. So wird hoffentlich kein Schwung der Anfangsbegeisterung versickern und nach und nach ein attraktives Informations-, Beratungs- und Serviceangebot für Familien entstehen. Alle - teils berechtigten - Bedenken sollten deshalb erst einmal zurückgestellt werden: Das Projekt hat eine Chance verdient.
Und wenn sie nicht gestorben sind....? Dann ist aus dem hässlichen grauen Familienbericht in kurzer Zeit ein stolzer weißer Schwan, ein lebendiges Familienzentrum geworden.

Artikel vom 29.01.2005