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Opfer ließ sich überfahren

Mann ist heute ein Krüppel - vier Angeklagte vorm Landgericht

Schloß Holte-Stukenbrock/Bielefeld (uko). Der Prozess des Jahres wird vor dem Landgericht Bielefeld am 21. Februar beginnen: Vier Angeklagte werden sich wegen Versicherungsbetruges sowie schwerer Körperverletzung verantworten, weil einer von ihnen sich absichtlich überfahren ließ, um Geld zu kassieren. Der Mann ist heute ein Krüppel.

Die Hauptpersonen sind:
l Rentner Heinrich J. (55) aus Bad Pyrmont, der nach Ansicht von Oberstaatsanwalt Rainer Kahnert zweimal - mit seiner Einwilligung - von einem Auto überrollt wurde.
l die Näherin Birgit K. (39) aus Schloß Holte-Stukenrbock, die ihren damaligen Lebensgefährten Heinrich J. am 26. Februar 2001 überfahren haben soll; sie soll von den ausgezahlten Versicherungsbeträgen in Höhe von 741 000 Euro den Löwenanteil kassiert haben.
l der Bielefelder Gerhard J. (45), der während des zweiten »Unfalls« am 8. April 2001 das Opfer festgehalten haben soll.
l die Sozialtherapeutin Christiane G. (45) aus Schloß Holte-Stukenbrock, die als Lebensgefährtin von K. Beihilfe zum Betrug geleistet haben soll und wegen versuchten Mordes vorbestraft ist.
Der Angeklagte Heinrich J. erlitt bei dem fingierten Unfall einen Bruch des linken Unterschenkels und linken Unterarms und ist seither stark gehbehindert.
Eine zumindest zwielichtige Rolle spielen drei Bielefelder Rechtsanwälte, gegen die die Staatsanwaltschaft weiterhin ermittelt. Nachdem sich die vier »Unfallbeteiligten« um das Geld stritten, sollen Uwe F. sowie seine Kollegen Bernd R. und Daniela M. Gebühren von 73 000 Euro kassiert haben. F. soll zudem weitere 20 000 Euro zur »Sicherung einer erforderlichen Verteidigung« eines der Mandanten einbehalten haben.
Rechtsanwalt Rainer Pielsticker, ehemaliger Partner des verdächtigten Juristen Uwe F., brachte mit seiner Strafanzeige wegen Gebührenüberhebung und Untreue das Verfahren vollends ins Rollen. Eine Hausdurchsuchung bei einem der Anwälte sorgte für zusätzlichen Wirbel.
Die 2. Große Strafkammer hat bisher fünf Tage für die Aufklärung des Falls angesetzt. Geladen vor Gericht sind zudem Sachverständige und diverse Zeugen. Prozessauftakt ist am Montag, 21. Februar, um 9 Uhr in Saal 26, II. Strafkammer.

Artikel vom 29.01.2005