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Von ManfredMatheisen

Bielefelder
Optik

Politik schweigt


Endstation Bauhof: Der Merkurbrunnen, seit mehr als 40 Jahren auf seinem angestammten Platz auf dem Alten Markt, soll eingemottet werden. Ein Umzug des Kunstwerkes, das Herbert Volwahsen geschaffen hat, war zwar ins Auge gefasst, es mangelt indes am Geld. In der städtischen Kasse herrscht Ebbe.
Wie es scheint, findet sich die Politik damit ab, dass ein Stück Bielefelder Kultur aus dem Stadtbild verschwinden soll. Bislang jedenfalls hat sich keine Rathauspartei protestierend zu Wort gemeldet.
Die Bürger sehen das anders. Sie schütteln verständnislos den Kopf, sind erzürnt darüber, dass - mir nichts dir nichts - eine Skulptur, an die sie sich gewöhnt haben, auf Nimmerwiedersehen verschwinden soll.
Gewiss: Dass die Städte und Gemeinden - nicht nur Bielefeld - notleiden, ist bekannt. Um so bedeutsamer ist aber, wofür Geld ausgegeben wird. Um ein aktuelles Beispiel aufzugreifen: 5000 Euro hat sich das Rathaus eine Zugangssperre vor dem Eingang zum Großen Sitzungssaal kosten lassen, die dann installiert wird, wenn mit turbulenten Debatten im städtischen Parlament zu rechnen ist und Handgemenge nicht auszuschließen sind. Die Frage, ob diese Ausgabe wirklich notwendig gewesen war, ist zumindest diskutabel.
Immer öfter appellieren Politik und Verwaltung auch an den »Bürgersinn«, wenn Wünschenswertes nicht finanziert werden kann. Auch im Fall des Merkurbrunnens hieß es, bei privatem Sponsoring sei ein Umzug durchaus möglich.
Nun gibt es in Bielefeld vielerlei bürgerliche Initiativen, die Projekte, sei es in der Kultur, sei es im sozialen Bereich, nach Kräften finanziell unterstützen. Das ist gut. Überstrapazieren darf man die Spendenbereitschaft aber nicht.
Not macht erfinderisch, lautet ein altes Sprichwort. In Neudeutsch sucht man nach »intelligenten Lösungen«. Eine solche für den Merkurbrunnen zu finden, sollte man von Politik und Verwaltung erwarten dürfen.

Artikel vom 29.01.2005