29.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schützen sollen Haus abbrechen

Bürgermeister plant »Abbruchkommando« mit Sängern und Karnevalisten

Von Karl Pickhardt (Text und Foto)
Borchen (WV). Bürgermeister Heinrich Schwarzenberg möchte in Borchen örtliche Vereine als »Abbruchunternehmen« gewinnen. Sie sollen beim Abbruch eines gemeindeeigenen Ex-Bauernhofes helfen, um damit Kosten zu senken. Vorsitzende betroffener Vereine haben am Freitag Zustimmung signalisiert.

Es geht um das ehemalige Haus Kniesburger neben der Gemeindehalle in Nordborchen, das die Gemeinde 1988 mitsamt Wohngebäude und Stallungen erworben hatte. Die Aussiedlerwelle verhinderte damals einen geplanten Abbruch: Mehrere Aussiedlerfamilien hatten in dem Haus Unterschlupf gefunden. Seit dem Auszug der zuletzt dort wohnenden Aussiedlerfamilie Ende April des Vorjahres steht das alte Haus leer.
So greifen die Gemeindeväter alte Abbruchpläne wieder auf, um neben der Gemeindehalle mehr Platz zu gewinnen. Eine Sanierung, so Bürgermeister Schwarzenberg, mache wirtschaftlich keinen Sinn: Eine Erneuerung des Daches, der Heizung und Fenster sowie ein kompletter Wärmedämmputz koste etwa 69 000 Euro. »Diese Kosten stehen in keinem Verhältnis zu einer weiteren Vermietung des Gebäudes, zumal die Hälfte des Hauses als ehemaliger Wirtschaftsteil nicht genutzt werden kann«.
In Zeiten angespannter Haushaltslage ist dem Bürgermeister jetzt die Idee gekommen, Vereine bei den Abbrucharbeiten zur Kostensenkung um Mithilfe zu bitten Vereine wie die Schützenbruderschaft Nordborchen (650 Mitglieder), der Gesangverein Tandaradei (86 aktive und passive Mitglieder) sowie der Karnevalsverein Nordborchen (180 Mitglieder) sind gefragt: Sie nutzen die Halle neben der Frauengemeinschaft und dem Kulturkreis am meisten.
Schützenoberst Johannes Rensing, der auch im Borchener Bauamt beschäftigt ist, ist bereit, Schützenkraft in den Hausabriss zu investieren. Die Schützen bekämen schließlich für ihr Discozelt mehr Platz: Die heutigen Verhältnisse seien recht beengt. Auch das Rangieren werde einfacher, wenn die Fläche des abgerissenen Hauses Raum für etliche Parkplätze biete. Auch Tandaradei-Chef Karl-Heinz Vogt (48) kann sich durchaus vorstellen, dass der Männergesangverein mitanpacke. Sowohl Schützen als auch Gesangverein (Probenraum) nutzen die Halle kostenfrei. Die Nordborchener Schützen hatten nach der Unterstützung bei der Hallensanierung einen Zehnjahresvertrag für kostenfreie Hallennutzung erhalten.
Es geht bei den Abbrucharbeiten im Wesentlichen um das Sortieren der Materialien wie Holz, Pfannen oder Steine. Dabei ließen sich um die 10 000 Euro sparen, wenn Karnevalisten, Sänger und Schützen zupackten, hieß es im Borchener Bauamt.
Der Borchener Bauausschuss berät am 1. Februar (18 Uhr Rathaus) in öffentlicher Sitzung die Abbruch-Sparpläne des Bürgermeisters.

Artikel vom 29.01.2005