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Der Tor-Dienst des Robert Dienst

Verschoben und verpfiffen: Deutsche Weltmeisterschafts-Erlebnisse

Bielefeld (WB/klü). Schieber und Betrüger: Schiedsrichter rückten schon immer in die Negativ-Schlagzeilen. So lange der Ball rollt gibt es Fehlentscheidungen und falsche Pfiffe.

Selbstverständlich auch auf höchstem Parkett, bei Weltmeisterschaften. Die deutsche Nationalmannschaft war hier gleich doppelt betroffen und wurde hart getroffen. Die beiden Partien liegen zwar schon Jahrzehnte zurück, sind bei vielen Fans aber immer noch in bester - oder schlechtester Erinnerung.
24. Juni 1958, Schauplatz Göteborg. Hier fand damals des WM-Halbfinale zwischen dem Gastgeber Schweden und dem Titelverteidiger Deutschland statt. Bundestrainer Sepp Herberger musste nachher feststellen: »Der ungarische Schiedsrichter Istvan Zsolt hat meine Mannschaft verpfiffen.«
Die Vorwürfe: Der Schwede Hamrin provozierte Juskowiak, der Deutsche flog vom Platz. Der Schwede Parling foulte Fritz Walter absichtlich, ohne die Dirigenten und mit nur noch neun Feldspielern verlor Deutschland trotz einer 1:0-Führung noch mit 1:3.
Die späte Rache eines Ungarn? Denn die Magyaren unterlagen vier Jahre zuvor im legendären WM-Finale mit 2:3 gegen den Außenseiter Deutschland. Göteborg - die Revanche für Bern?
Ein Verdacht, der nie bestätigt werden konnte, aber bis heute im Raum steht. Wie die Frage: War der Ball drin? Oder doch nicht?
30. Juli 1966, Schauplatz London. WM-Finale England - Deutschland. Nach 90 Minuten steht es 2:2. Verlängerung. Da jagt Hurst den Ball an die Lattenunterkante. Es konnte nie eindeutig bewiesen werden, ob die Kugel anschließend hinter der Torlinie aufgeprallt ist.
Nach Rücksprache mit seinem russischen Linienrichter Tofik Bachramov entschied der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst auf Tor. 3:2. Die Vorentscheidung, England siegte mit 4:2.
Der folgenschwere Dienst von Dienst. Eine Fehlentscheidung? Oder Absicht und der Dank an England? Denn empfänglich für »Präsente« waren viele Schiedsrichter schon damals. Der leise erhobene Vorwurf der Bestechung wurde immer mal wieder laut. Inzwischen gibt es hier eine noch schrillere Variante: Den kriminellen Wettbetrug mit der Pfeife.

Artikel vom 29.01.2005