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Festnahmen und
Durchsuchungen

Blatter kritisiert den DFB-Vorstand

Berlin (WB/AP). Der Skandal-Schiedsrichter Robert Hoyzer soll nach seinem Geständnis Personenschutz bekommen. Der Berliner, der schon vor Tagen mit kriminellen Kreisen in Verbindung gebracht worden ist, gilt nach Aussage seines Anwaltes als »gefährdete Person«.

Hoyzer gab gestern vor einer Berliner Staatsanwältin und BKA-Beamten zu, drei Spiele manipuliert und dafür mehr als 50000 Euro kassiert zu haben. Danach nahm die Berliner Polizei bei einer Razzia in vier Objekten, darunter auch das mutmaßliche Zentrum des Wettskandals, das Cafe King, zwei Personen fest.
Unterdessen wuchs der öffentliche Druck auf den DFB, den Skandal rücksichtslos aufzuklären und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. An die Spitze der Kritiker setzte sich Weltverbands-Präsident Joseph Blatter. Die FIFA sei »schockiert«, dass Hoyzers »Machenschaften für so eine lange Zeit unentdeckt geblieben sind«, meinte der Schweizer.
Der DFB war von Hoyzers Aussage vor der Staatsanwaltschaft nicht informiert. »Ich wünschte mir sehnlichst, die schriftliche Stellungnahme von Hoyzer in Händen zu halten«, sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. Sein Präsidiumskollege Gerhard Mayer-Vorfelder stellte fest, dass der DFB »ein Stück weit« mit der Aufklärung des Skandals überfordert sei. Er sprach den Zusammenhang zwischen Schiedsrichter-Fehlleistungen und auffällig hohen Wetteinsätzen an. Dabei gibt es möglicherweise einen Zusammenhang von Fußballspielen in Deutschland und Kroatien, auf die zeitweise von privaten Wettanbietern Kombinationswetten möglich waren.
Hoyzer sagte der Staatsanwaltschaft nach Presseberichten, er sei bei Geldübergaben an Schiedsrichter-Kollegen dabei gewesen, von Zahlungen an Spieler habe er gehört. Von anderen Schiedsrichtern und Spielern sollen Begegnungen der Zweiten Bundesliga manipuliert worden sein. Nach Hoyzers Darstellung vor den Ermittlern ist ihm das Geld von Mitgliedern einer kroatischen Wettmafia zugeschoben worden.
Die Betrüger, die große Summen auf Spiele von Hoyzer setzten, hätten ihm zunächst kleinere Geschenke gemacht, ohne etwas dafür zu verlangen. Hoyzers Essener Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner sagte, sein Mandant sei regelrecht »angefüttert« worden. »Als die ihn am Haken hatten, haben sie dann Gegenleistungen auf dem Fußballplatz gefordert.« Der »Bild«-Zeitung sagte Hoyzer, er habe bereits seit einem Jahr betrogen. Ein Motiv nannte der Berliner nicht. »Mir ging es eigentlich gut. Ich habe ein ordentliches und zufriedenes Leben geführt«, fügte er hinzu.

Artikel vom 29.01.2005