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Autofahrer zittern im Schnee

Winterchaos auf süditalienischer Autobahn - Kälterekorde europaweit

Hamburg (dpa). Winterchaos auf einer Autobahn in Italien, Kälterekord in der Schweiz und starke Schneefälle in Tschechien sowie Algerien: Der Winter gibt noch nicht auf.
Eher schwierig gestaltet sich Radeln im Schnee.

Die Kälte lässt die Italiener weiter zittern und führte nach ungewöhnlich starken Schneefällen zu teilweise dramatischen Situationen. Seit zwei Tagen und zwei Nächten liegen auf der Autobahn Salerno-Reggio Calabria auf beiden Fahrspuren auf einer Länge von mehr als 190 Kilometern hunderte Autos, Reisebusse und Schwertransporter fest. Die Streufahrzeuge konnten die Fahrbahnen nach andauernden starken Schneefällen nicht freibekommen. Während sich einige Lastwagenfahrer in bester Camping-Manier auf Gaskochern heiße Getränke bereiten, sind viele Autofahrer verzweifelt. Einigen drohen sogar Erfrierungen.
Eisige Rekordtemperaturen wurden am Freitagmorgen auch im Norden des Landes mit bis zu minus 27 Grad gemessen. Ein 75-jähriger in der Nähe des norditalienischen Urbino musste von der Feuerwehr befreit werden, nachdem sich über Nacht eine drei Meter hohe Schneewand rund um sein Haus aufgetürmt hatte. In der Region Marken wurde wegen meterhohen Neuschnees der Ausnahmezustand ausgerufen. In der Schweiz war die Nacht von Donnerstag auf Freitag die kälteste in diesem Winter. Besonders tiefe Temperaturen gab es in Samedan im Engadin mit minus 28,2 Grad. In La Brévine im Neuenburger Jura wurden minus 27 Grad gemessen.
Mit Temperaturen wie in der Tiefkühltruhe erlebte auch der Süden Deutschlands eine der kältesten Nächte dieses Winters. In der Nacht zum Freitag wurden 27 Grad unter Null in Albstadt-Degerfeld (Baden-Württemberg) gemessen. »Auf vielen Seen und Flüssen bildet sich jetzt Eis. Man sollte aber vorsichtig sein, allzu dick ist es noch nicht«, sagte ein Meteorologe.
Nach tagelangen heftigen Schneefällen waren in Tschechien mehrere Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Soldaten seien am Freitag mit schwerem Gerät nach Nordmähren unterwegs gewesen, um insgesamt elf Zugangsstraßen freizuräumen, sagte ein Behördensprecher.
Die Kältewelle in Spanien flaute am Freitag ab. Zwar wurden in der Nacht fast landesweit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt registriert, die Rekordwerte der vergangenen Tage wurden aber nicht mehr erreicht. Allerdings sagten die Meteorologen für kommende Woche eine neue Kaltluftfront voraus.
Die Unwetterwarnung gilt auch für die Ferieninsel Mallorca, die einen der eisigsten Winter der vergangenen 100 Jahre erlebt.
Auch in Österreich legte der Winter zunächst eine kurze Pause ein. Die schwersten Schneefälle seit 1941 endeten über Nacht.
Die Menschen in Algerien berichten vom stärksten Schneefall seit 40 Jahren: In der Hauptstadt Algier bauten Kinder Schneemänner, die Autos kamen nur im Schneckentempo vorwärts. Der Schnee auf Dächern, Bäumen und Bürgersteigen hüllte die Stadt in ein ihrem Spitznamen »la blanche« gerechtes Kleid.
Für Deutschland sagen die Wetterfrösche mildere Temperaturen voraus. Hoch »Cornelia« schwäche sich ab und mache von Sonntag an Platz für Tief »Michael« mit milderer Luft.

Artikel vom 29.01.2005