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Der harte Kerl macht nie Pause

Gene Hackman wird 75 Jahre alt - mühsamer Aufstieg zum Film-Star

Von Barbara Munker
Los Angeles (dpa). Als brutaler Gangster in »Bonnie and Clyde«, als Drogen-Bulle in dem Krimi »French Connection« oder als sadistischer Sheriff in Clint Eastwoods Western »Erbarmungslos«: Vor »Harte Kerle«-Rollen ist Gene Hackman nie zurückgeschreckt. Nur vor der Rentner-Rolle hat der amerikanische Schauspieler, der an diesem Sonntag 75 Jahre alt wird, offenbar Angst.
Der Film »French Connection« (1971) machte Gene Hackman berühmt. Foto: teutopress

Als 70-Jähriger gestand Hackman in einem Interview, dass er sich auch nach stressigen Dreharbeiten und vielen Überstunden immer wieder auf den nächsten Film freue. »Es gibt nichts anderes, bei dem ich mich so lebendig fühle«, schwärmte der ergraute Darsteller vor fünf Jahren - und hat seither keine Pause eingelegt.
Allerdings gab er zuletzt leichterer Kost den Vorzug. In der Polit-Satire »Willkommen in Mooseport« glänzte er als arroganter Ex-Präsident, der von Washington in die Provinz zieht. Als schwerreicher Kettenraucher, der einer Heiratsbetrügerin ins Netz geht, fletschte Hackman in »Heartbreakers« die vergilbten Zähne. Allerdings mit Hilfe von Spezial-Effekten, denn der Darsteller ist überzeugter Nichtraucher. Für seinen Auftritt als abtrünniger Ehemann in der frechen Familienfarce »Die Royal Tenenbaums« wurde er mit dem Golden Globe (2002) als bester Komödienschauspieler belohnt.
Mit seinem langjährigen Freund und Zimmergenossen aus Studentenzeiten, Dustin Hoffman, stand Hackman in dem Gerichtsdrama »Das Urteil - jeder ist käuflich« (2004) erstmals gemeinsam vor der Kamera. Der spätere Hollywoodstar entsprach schon in jungen Jahren nicht gerade dem Schönheitsideal der Filmbranche. Kritiker verglichen Hackmans Gesicht mit einer »misshandelten Melone«. Seine Lehrer an der kalifornischen Theaterschule Pasadena Playhouse stuften sein Talent als gering ein und sagten ihm die geringsten Erfolgsaussichten voraus.
Der in Kalifornien geborene Sohn eines Druckers hatte schon früh den Wunsch, Schauspieler zu werden. James Cagney, Errol Flynn und Marlon Brando waren seine Idole. Mit 16 flüchtete er aus dem zerrütteten Elternhaus zur US-Marine, wo er als Radioansager tätig war. Mit Gelegenheitsjobs, als Türsteher und Barmixer, hielt der dreifache Vater neben dem Schauspielstudium seine Familie über Wasser. Es dauerte bis Mitte der 60er Jahre, als der Mittdreißiger erstmals auf einer Broadway-Bühne stand. In seiner ersten, nur zweiminütigen Hollywood-Rolle in dem Film »Lilith« fiel Hackman dem Hauptdarsteller Warren Beatty auf, der ihn 1967 als Gangster-Bruder in »Bonnie and Clyde« vor die Kamera holte. Dank einer Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ging es nun mit Hackmans Karriere bergauf.
Der große Durchbruch gelang ihm 1971 mit dem Thriller »French Connection« (»Brennpunkt Brooklyn«). Für die Rolle eines desillusionierten Drogen-Fahnders in New York nahm er seinen ersten Oscar in Empfang. Den zweiten, als bester Nebendarsteller, holte er sich 20 Jahre später mit dem Eastwood-Western »Erbarmungslos«. Die Rolle des brutalen Sheriffs Little Bill Daggett hatte er nur zögerlich angenommen, weil er es damals satt hatte, immer wieder Bösewichte zu spielen. Mit Kassenknüllern wie der John-Grisham-Verfilmung »Die Firma« und »Crimson Tide« sicherte sich Hackman einen Platz auf Hollywoods A-Liste.
Seine mehr als 90 Filme schaut sich der Schauspieler lieber nicht an: »Alles, was ich sehe, sind das Doppelkinn, die Tränensäcke unter den Augen und der schüttere Haaransatz.« Aber gerade das machte ihn für viele Rollen so attraktiv. Der Privatsender Sat.1 zeigt an diesem Samstag um 20.15 Uhr den Film »Under Suspicion - Mörderisches Spiel« mit Hackman an der Seite von Monica Bellucci.

Artikel vom 29.01.2005