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Geschäftsführer Markus Sander und Mathias Holz (v.l.) wollen Stiegelmeyer aus der Krise führen.

Belegschaft
bangt um Jobs

Stiegelmeyer legt Konzept vor

Von Bernd Bexte (Text und Fotos)
Herford (HK). Um 1,8 Millionen Euro müssen die Kosten runter, dann könne die Verlagerung von 60 Arbeitsplätzen ins polnische Werk nach Stolno verhindert werden. Die Stiegelmeyer-Geschäftsführung hat gestern ein Konzept vorgestellt, mit dem das Traditionsunternehmen die Krise meistern will. Wie berichtet, werden bis Jahresende 87 der 392 Stellen in Herford definitiv abgebaut.

»So bitter der Entschluss war, so unumgänglich war er. Wir müssen frühzeitig gegensteuern, bevor das Unternehmen in Schieflage gerät«, erklärten die Geschäftsführer Mathias Holz und Markus Sander vor Medienvertretern. Im zweiten Halbjahr seien die Auftragseingänge um 30 Prozent zurückgegangen, eine Besserung auf dem deutschen Krankenhausmarkt sei nicht in Sicht. Wurden 2002 noch 12 326 Betten produziert, waren es 2004 nur noch 10 250. Dieser Entwicklung fallen 63 Jobs zum Opfer, weitere 24 durch die geplante Zusammenlegung der Werke im Füllenbruch.
Ob die Vorfertigung mit ihren 60 Beschäftigten in Herford bleibt oder ins polnische Werk (130 Beschäftigte) verlagert wird, hänge von den Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall ab. Die Unternehmensführung fordert die Rückkehr zur 40 Stunden-Woche, flexible Arbeitszeiten, Verzicht auf Zulagen, Zwei-Schicht-Betrieb und ein ergebnisabhängiges Weihnachtsgeld.
Das stößt bei der IG Metall auf Unverständnis. Deren Vertreter gingen am Freitag vor 120 Stiegelmeyer-Mitarbeitern im Schützenhof - auch Betriebsratsmitglieder waren anwesend - mit der Geschäftsführung hart ins Gericht. »Wir haben Kurzarbeit, und oben wird über eine Arbeitszeitverlängerung nachgedacht. Was für eine Logik.« Anstatt die Misere zu beweinen, müssten neue Absatzkonzepte her. Der 1,8 Millionen-Kostenvorteil der Polen sei zudem wettzumachen. »Ein Unternehmensberater sollte untersuchen, wie die Betriebsabläufe optimiert werden können. Hier gibt es ein Potenzial von bis zu 20 Prozent«, sagte IG Metall-Bevollmächtigter Peter Kleint. Die Geschäftsführung lehne eine solche Analyse jedoch ab.
Entsprechend schlecht sei die Stimmung im Betrieb. »Die Ungewissheit belastet«, sagt Friedo Kruse, seit 22 Jahren beim Traditionsunternehmen tätig. Für den Erhalt der Arbeitsplätze seien er und viele Kollegen bereit, Zugeständnisse zu machen. »Dann arbeiten wir wieder 40 Stunden.«
Trotz der Krise erwirtschaftet Stiegelmeyer nach eigenen Angaben immer noch schwarze Zahlen. Der Umsatz ging aber von 2003 auf 2004 von 84 auf 80 Millionen Euro zurück. Mit neuen Geschäftsfeldern, beispielsweise Schwergewichtigen-Betten, sollen neue Märkte erschlossen werden. Bis 2007/08 möchte man die Exportquote von 15 auf 30 Prozent steigern. »Wir wollen im Pflegebereich zulegen und die Position im Krankenhausbereich halten«, erklärt Markus Sander. Gleichzeitig stehen Investitionen in mehrstelliger Millionenhöhe an. Die drei Werke werden Ende 2005/Anfang 2006 an der Füllenbruchstraße zusammengelegt. Der dortige Nachbar Ready-Mix verlässt das Stiegelmeyer-eigene Areal, so dass der Krankenhausbetten-Hersteller hier erweitern kann.
Das Stammhaus an der Annastraße steht dann zum Verkauf. Einen Interessenten gibt es noch nicht. »Wir sind mit der Stadt im Gespräch über Nutzungsmöglichkeiten«, sagt Mathias Holz. Im Werk Ackerstraße werden künftig Service und Betten-Ausstellung untergebracht. Das gegenüberliegende, ehemalige Pieper-Gebäude ist nach einjähriger Sanierung (2,5 Mio. Euro) seit Ende 2004 Sitz der Verwaltung.

Artikel vom 29.01.2005