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Das Innere der Kapelle im Jahre 1951. Die erste Kirche war 1944 von Bomben zerstört worden.

Gemeindeglieder aus fünf Staaten

Veranstaltungsreihe zum 140-jährigen Bestehen - Festwochenende Anfang Juli

Herford (HK). Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Herford feiert in diesem Jahr ihr 140-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass lädt die Gemeinde verteilt über das ganze Jahr zu besonderen Veranstaltungen ein. Die Reihe beginnt mit »Ansichtssache - Wortwechsel mit der Bibel« vom 9. bis 13. Februar. Ausgangspunkt ist dabei eine Ausstellung der Evangelischen Haupt-Bibelgesellschaft von Berlin. Auf 17 Stelltafeln wird jeweils ein Bibelwort dem Zitat einer bekannten Persönlichkeit gegenübergestellt und mit Fotos verdeutlicht.

»Wir haben fünf der Themen, die uns ganz besonders aktuell erschienen, herausgegriffen«, erläutert Dirk Zimmer, seit 1996 Pastor der Gemeinde. »Bei einem Thema benötigen wir dringend Hilfe: ÝModetrends - Was uns gut anziehtÜ. Wir möchten eine Modenschau veranstalten, bei der wir Kleidung der 50-er bis 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts präsentieren. Wer noch solche Kleidung besitzt, den bitten wir, sie uns zur Verfügung zu stellen. Natürlich darf er sie bei der Modenschau gerne auch selbst präsentieren.« (Meldungen unter % 0 52 21 / 1 54 55 erbeten). Die vier Abende beginnen jeweils um 19.30 Uhr, der Gottesdienst am 13. Februar um 10 Uhr. Als Gast wird Pastor Helmut Gohr die Vorträge halten, an jedem Abend gibt es außerdem musikalische Gäste.
Von Ende Februar an bietet die Gemeinde einen Glaubenskursus an. Alle jungen Senioren sind am 24. April zu einem Vortrag von Pastor Dietmar Schaefer zum Thema »Schenken, schlucken, schweigen - Erkennungsmerkmale gewünschter Senioren?!« eingeladen. Vom 1. bis 12. Oktober bietet die Gemeinde unter der Leitung von Inge und Harald Pieneck sowie Pastor Zimmer eine Israelreise an. Das Jubiläumsjahr schließt am 10. Dezember mit einem besonderen »Event« für die jungen Leute: »Jesus is my rock« - Konzert und Jugendgottesdienst in einem.
Weitere Veranstaltungen wie eine Fahrrad-Oldtimer-Rallye mit dem aus der Gemeinde hervorgegangenen Freundeskreis »Hilfe in Not«, der die Hans-Herter-Indienhilfe unterstützt, oder ein Open-Air-Gottesdienst sind geplant.
Außerdem hat die Freikirche alle noch lebenden ehemaligen und alle in Herford aufgewachsenen Pastoren zu einem Predigtdienst eingeladen. Den Anfang macht am 27. Februar Eckhard Schaefer, Pastor im Ruhestand und ehemaliger Generalsekretär des Gemeindebundes in Deutschland. Sein Bruder Dietmar predigt am 25. April. Am 13. März wird Ernst-Peter Weldin nach Jahren wieder Herford besuchen; er ist hier aufgewachsen. Am 8. Mai wird Lothar Krause zu Gast sein; er ist Pastor in Hille-Eickhorst.
Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird das Wochenende vom 2. und 3. Juli sein. Am Samstag wird ein festliches Büfett geboten. Anschließend referiert Frank Fornaçon über die Geschichte der Baptisten in Herford und Umgebung. Fornaçon war von 1990 bis 1996 Pastor in Herford und ist Chefredakteur der Zeitschrift »Die Gemeinde« und seit 2003 Geschäftsführer des Oncken-Verlags in Kassel. Im Festgottesdienst am 3. Juli wird er predigen.
Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Herford wurde am 6. Februar 1865 mit 54 Mitgliedern, damals noch als »Baptistengemeinde«, gegründet. Sie war die erste in Ostwestfalen-Lippe, die Gemeindeglieder wohnten in fünf Staaten: in Preußen, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe, Kurhessen und Hannover. Sie gehörten zuvor zu der 1854 gegründeten Baptistengemeinde Hannover. Von Herford aus sind die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Bielefeld, Bad Oeynhausen, Detmold, Horn-Paderborn, Bünde und Bad Salzuflen gegründet worden. Heute erinnern Raumnamen im Herforder Gemeindehaus an diese Tochtergemeinden. Das erste Gemeindehaus stand Am Gange 3 im Schatten der Münsterkirche. Es wurde in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1944 bei einem Bombenangriff zerstört.
Nach dem Krieg wurde das neue Gemeindehaus in Eigenleistung an der Ravensberger Straße gebaut und am 9. März 1952 eingeweiht. Als Ende der achtziger Jahre das Haus zu klein wurde und den Anforderungen durch das rege Gruppenleben der Gemeinde nicht mehr genügte, begann man über einen Neubau nachzudenken. Mitte der neunziger Jahre konnte neben dem Gemeindehaus ein Grundstück von der Deutschen Bahn ersteigert werden, auf dem der neue Sakralbau errichtet wurde. Anschließend wurde das alte Gemeindehaus renoviert und innen umgebaut. Die Einweihung fand im Mai 2000 statt.
Die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden bilden den größten und ältesten freikirchlichen Gemeindebund in Deutschland, der aus dem Zusammenschluss des Bundes der Baptistengemeinden, des Bundes freier Christen (BfC) und der pfingstkirchlichen Elimgemeinden 1944 entstand. Heute gehören über 85 000 Mitglieder zu dieser Freikirche, in der nur Menschen getauft werden, die die Entscheidung dazu selbst treffen. Sie ist Mitgliedskirche in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und in der Konferenz europäischer Kirchen (KEK). Weltweit sind die Baptisten die größte protestantische Konfessionsfamilie.

Artikel vom 29.01.2005