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Von Pfarrer i.R. Elmar Jasper

Das Wort zum Sonntag


Man staunt immer wieder, was kleine Kinder alles fragen: Warum? Wieso? Was ist das? Man muss sich schon Mühe geben, so zu antworten, dass sie es verstehen. Zum Glück gibt es heutzutage viele Möglichkeiten, kindgerechte Erklärungen zu finden und den kindlichen Wissensdrang zu befriedigen, etwa in Kinderlexika und Museen.
Trotzdem passiert es, dass man an die Grenzen seiner Antwortmöglichkeiten kommt. Gut ist, wenn man das Fragen der Kinder nicht einfach abblockt: Das verstehst du nicht, dafür bist du noch zu klein! Aber gut ist auch, wenn man selbst ein fragender Mensch bleibt, der sich nicht mit vorschnellen Antworten zufrieden gibt.
Auch im Bereich des Glaubens gibt es Fragen. Kinder fragen: Wo lebt Gott, wie sieht er aus? Wir fragen: Ist Gott wirklich allmächtig? Hat er wirklich die Welt geschaffen? Warum gibt es denn Naturkatastrophen, Kriege oder Krebs? Ist er wirklich der liebende Vater? Und war es wirklich notwendig, dass Jesus am Kreuz starb? Ist die Bibel wirklich Gottes Wort?
Solches Fragen ist erlaubt - ähnliche Fragen finden sich auch in der Bibel - aber es muss schon ernsthaft sein und nicht nur ein Vorwand, um Gottes Anspruch an uns und unser Leben abzuwehren. Mich beeindruckte jetzt ein Ausspruch des berühmten Physikers Albert Einstein: »Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen!« Und ein Psalm sagt: »Klug ist, wer nach Gott fragt.« Wer also mit seinen Fragen an die richtige Adresse geht. Wer sich auch Gottes Frage an uns öffnet: »Adam, wo bist du?« »Kain, wo ist dein Bruder Abel?«
Solche Fragen lassen sich nicht so einfach beantworten wie die Wissensfragen bei einem Ratespiel im Fernsehen, wo man einfach eine von vier Antworten aussuchen muss; wer da Bescheid weiß oder Glück hat, trifft die richtige Lösung. So ist es bei den Glaubensfragen nicht. Vielleicht wird die endgültige Antwort auf manche Frage uns erst im Himmel gegeben. Aber wir können gewiss sein, dass alle echten Fragen dort beantwortet werden.

Artikel vom 29.01.2005