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Kolone verschaffen sich Kredit

Heute vor 100 Jahren gründeten 95 Stukenbrocker die Spar- und Darlehnskasse

Schoß Holte-Stukenbrock (eph). In der Geschichte der Spar- und Darlehnskasse Schloß Holte-Stukenbrock ist der 29. Januar ein besonderer Tag. Vor 100 Jahren schlug die Geburtsstunde der Bank. Als »Stukenbrocker Spar- und Darlehnskassen-Verein, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung« trat die Bank in die Öffentlichkeit.

Bürger und Bürgerinnen aus Stukenbrock, das damals zum Landkreis Paderborn gehörte, hatten in der Nachbarschaft von den Ideen des genossenschaftlichen Gründervaters Friedrich Wilhelm Raiffeisen gehört und sich begeistern lassen. Sie folgten dem Beispiel der Delbrücker, Hövelhofer, Westenholzer oder Elsener, griffen zur Selbstinitiative und gründeten ihre eigene Bank.
Als am 29. Januar 1905 die Gründungsversammlung zu Ende ging, hatten 95 Bürgerinnen und Bürger das Statut unterzeichnet und waren so zu »Kreditgenossen« geworden. Den Vorstand bildeten die Kolone (Landwirte) Josef Brockschmidt (Vorsitzender), Konrad Ewers und Heinrich Kipshagen genannt Lümmer, der Kaufmann Hermann Fiene und der Müller Heinrich Fockel. Erster Rendant (Geschäftsführer beziehungsweise Verwalter) wurde Hauptlehrer Liborius Kahmen. In den Aufsichtsrat wählten die Gründer die Kolone Hermann Bokelmeyer (Vorsitzender) und Ferdinand Brechmann, Eisengießer Josef Brechmann (Stellvertreter), Papierfabrikant Karl Stenneberg, Gutsbesitzer Leopold Kipshagen und Gastwirt Konrad Eikenbusch.
Elf Tage später erfolgte unter »R4« beim Königlichen Amtsgericht in Delbrück die Eintragung des Vereins in das Genossenschaftsregister. Zum Unternehmenszweck hieß es dort wörtlich: »Betrieb eines Spar- und Darlehnskassen-Geschäfts zu der Erleichterung der Geldanlage und Förderung des Sparsinns, der Gewährung von Darlehn an die Genossen für ihren Wirtschaftsbetrieb.«
Schon im ersten Jahr ihres Bestehens konnte die Bank einen Gewinn ausweisen: Bei einem Umsatz von 47 576,81 Mark wurden 119,48 Mark Reingewinn erwirtschaftet. In den Folgejahren ging es weiter aufwärts. Zwar bremsten Krieg und Inflation die weitere Entwicklung. Unter Kaufmann Heinrich Peters, der die Geschäfte von 1924 bis 1941 führte, erlebte die Bank jedoch einen weiteren Aufschwung.
Mit der Nachfolge von Heinrich Peters begann die Ära Hölting bei der Spar- und Darlehnskasse. Vater August Hölting (bis 1979) und Sohn Josef Hölting (seit 1979) stehen für eine fast beispiellose 64-jährige familiäre Kontinuität in der Geschäftsführung. Nach Einführung des Vier-Augen-Prinzips traten als weitere hauptamtliche Vorstandsmitglieder Helmut Höcker (1974 bis 2000) und Bernhard Feldmann (seit 2000) hinzu. Das Zeitalter ehrenamtlicher Vorstände bei der Spadaka endete vor fünf Jahren mit der Verabschiedung von Hermann Pollmeier und Josef Hachmann aus diesem Gremium.
Den größten Aufschwung ihrer 100-jährigen Geschichte erlebte die Bank in den Wirtschaftswunderjahren nach dem Krieg. In diese Zeit fällt auch der Bezug des ersten eigenen Bankgebäudes in Stukenbrock. Weitere Meilensteine in der Entwicklung waren die Fusion mit der benachbarten Spadaka in Schloß Holte (1975) und die Gründung von Filialen, unter anderem in Augustdorf und Stukenbrock-Senne.
Heute im Jahr ihres 100-jährigen Bestehens präsentiert sich die Bank als ein modernes Dienstleistungsunternehmen, das seinen 13 000 Kunden und den inzwischen etwa 5000 Mitgliedern bei allen Finanzgeschäften mit Rat und Tat zur Seite steht. Kerngeschäftsgebiet ist die Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und die lippische Nachbargemeinde Augustdorf. In diesem Bereich ist die Bank für ihre Kunden an vier Stellen präsent. Mit gewissem Stolz weist die Spadaka darauf hin, dass sie die einzige selbstständige Bank am Ort ist. Einmalig - zumindest in OWL - ist auch ihre Bezeichnung: Von einstmals weit mehr als 100 Spar- und Darlehnskassen in dieser Region trägt nur sie heute noch diesen Namen.
Auf ihren runden Geburtstag will die Bank im Jahresverlauf mit verschiedenen Aktionen aufmerksam machen. In der Geschäftsstelle Stukenbrock an Hauptstraße 10 finden die Kunden ab Montag eine nachgestellte alte Bankfiliale mit einigen Geräten, Büchern und Fotos aus früherer Zeit.
Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist eine festliche Mitgliederversammlung. Diese wird am Mittwoch, 17. August, im Festzelt der St. Johannes Schützenbruderschaft Stukenbrock stattfinden.

Artikel vom 29.01.2005