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Das Leben ist nicht nur
im Unternehmen schön

Dietmar Harting über die Zusammenarbeit mit Margrit

Espelkamp (WB). Margrit Harting, geschäftsführende Gesellschafterin der Harting KGaA , feiert am Donnerstag 60. Geburtstag. Bernhard Hertlein fragte ihren Mann Dietmar Harting (65) über die Zusammenarbeit in Ehe und Unternehmen.
Dietmar Harting schaut Ehefrau und Partnerin in der Geschäftsleitung Margrit über die Schultern.

Vor circa vier Monaten habe ich Ihre Frau gefragt, wie der Mann beschaffen sein muss, mit dem Frau sowohl verheiratet ist als auch ein großes Unternehmen leitet. Waren Sie mit den Antworten einverstanden?Dietmar Harting: Ja natürlich. Im Verlauf unserer Ehe haben wir die positiven Eigenschaften des Partners immer noch mehr kennen und schätzen gelernt.
Im Übrigen gibt es in der Geschichte unseres Unternehmens noch einen anderen Beleg dafür, wie wichtig es ist, dass beide Eheleute Bescheid wissen. Meine Mutter blieb zwar nach der Geburt der Kinder zu Hause. Doch ich erinnere mich, dass am Mittagstisch sehr oft über den Betrieb und die Belegschaft gesprochen wurde. Das machte es 1962, als mein Vater im Alter von nur 53 Jahren starb, für meine Mutter leichter, ins Unternehmen einzusteigen.
Bei meiner Frau halte es für wichtig, dass sie im Anschluss an das Studium zunächst als Lehrerin in Rahden gearbeitet hat. Nach der heißen Phase der Kindererziehung und ihrem Einstieg bei Harting hat sie -Êwie vorher meine Mutter -Êdie Bereiche Kommunikation und Personalmanagement sowie zusätzlich Qualitätssicherung übernommen.

Wie muss umgekehrt die Frau sein, mit der Mann die häusliche Wohnung und das Büro teilt?Dietmar Harting: Die Chemie zwischen beiden muss stimmen. Ich bin Jungfrau - wenn auch nicht typisch, weil kein Pedant. Meine Frau ist Wassermann -Êsehr einfallsreich, sehr dynamisch, sehr kreativ. Von den Sternzeichen her ein ungewöhnliches Paar. Aber es funktioniert. Meine Frau ist sehr stark. Trotz der komplexen Mehrfachbelastung als Unternehmerin, Ehefrau und Mutter engagiert sie sich beispielsweise auch noch gesellschaftlich für das Theater in Espelkamp und die Nordwestdeutsche Philharmonie.

    Was ist noch wichtig?Dietmar Harting: Wichtig ist in der Paarbeziehung, die sich auch auf das Unternehmen erstreckt, dass jeder seinen eigenen Verantwortungsbereich hat. Für mich ist zusätzlich wichtig, dass meine Frau verhindert, dass ich nur noch im Unternehmen aufgehe. Das Leben hat auch andere schöne Seiten wie zum Beispiel Musik, Theater . . .

Hat es Vorteile, als Ehepaar gemeinsam ein Unternehmen zu leiten?Dietmar Harting: Natürlich. Ich habe immer eine Ansprechpartnerin, die Bescheid weiß und der ich voll vertrauen kann. Meine Frau stammt selbst großväter- und väterlicherseits aus einer Unternehmerfamilie. Sie kennt von Grund auf die Herausforderungen und möglichen Probleme.

Fühlen Sie sich da nicht auch manchmal überflüssig?Dietmar Harting: Auch das weiß meine Frau zu verhindern. Sie ist, was technische Dinge betrifft, gänzlich unbelastet. Niemals schaut sie in eine Gebrauchsanweisung, bevor sie ein neues Gerät einschaltet. Funktioniert es dann nicht so, wie sie möchte, habe ich wieder eine Chance, mich unentbehrlich zu machen.

Welche Impulse setzt ihre Frau im Unternehmen?Dietmar Harting: Sie hat den Kommunikationsbereich professionell aufgebaut. Vom Werbeauftritt bis zum Messestand ist sie in Allem eine Perfektionistin. Ihr Bestreben, alles optimal, ansprechend und schön zu gestalten, beeinflusst die Belegschaft und damit die Unternehmenskultur. Nicht zuletzt hat sie gemeinsam mit mir unsere »Vision«Êund Philosophie erarbeitet. Dieses Papier, das Mitte der neunziger Jahre fertiggestellt wurde, hat nach wie vor uneingeschränkte Gültigkeit.

Sie sind 65, ihre Frau in Kürze 60. Denkt man da auch schon einmal an den Generationswechsel?Dietmar Harting: In einem Familienunternehmen jeder Zeit. Unser Sohn zeigte von Anfang an großes Interesse am Unternehmen. Unsere Tochter hat Spaß an Betriebswirtschaft gefunden. Heute dürfen wir davon ausgehen, dass beide -Êobwohl wir sie in keiner Weise dazu gedrängt haben -Êins Unternehmen einsteigen werden.

Ihre Frau hat auf die Frage, wie der Mann sein muss, mit dem Frau Familie und Beruf teilt, geantwortet: Er muss Frauen mögen. Würden Sie umgekehrt sagen, dass sie auch Männer mögen sollte?Dietmar Harting: Ja, natürlich. Und bei all der Unvollkommenheit, die Männern eigen ist, ist das für Frauen noch viel schwerer.

Verraten Sie uns zum Abschluss, was Sie ihrer Frau zum 60. Geburtstag schenken?Dietmar Harting: Etwas, von dem nicht nur meine Frau, sondern auch möglichst viele Gäste etwas haben werden: ein »Neujahrzehnt-Konzert« der Nordwestdeutschen Philharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Toshioki Kamioka im Neuen Theater in Espelkamp.

Artikel vom 31.01.2005