28.01.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hoyzers Geständnis schockt Paderborn

Skandal-Schiedsrichter verlangte vom Regionalligisten SCP 07 noch eine Ehrenerklärung

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Überrascht, entsetzt und tief enttäuscht reagierte Fußball-Regionalligist SC Paderborn 07 auf das Geständnis des Berliner Schiedsrichters Robert Hoyzer. »Wir sind schockiert und deprimiert«, fasste der sportliche Leiter Günther Rybarczyk die Gefühlslage beim Tabellenzweiten der dritten Liga zusammen.

Der 53-Jährige Ex-Profi vom FC Bayern München hofft auf eine schnelle Aufklärung, weiß aber auch, dass dieser Skandal den Fußball noch über Monate begleiten wird: »Künftig wird jede strittige Szene nicht fünfmal in Zeitlupe wiederholt, sondern bis ins kleinste Detail seziert.«
Die Enttäuschung über die Wende im Schiedsrichter-Skandal ist groß, den 4:2 (2:2)-Sieg im DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV will sich der Verein aber auch nach den jüngsten Ereignissen nicht klein reden lassen. »Dieser Triumph war das Ergebnis einer unglaublichen Leistung der Mannschaft und ist nicht auf den Einfluss eines Einzelnen zurück zu führen«, wehrt sich Rybarczyk gegen Vorwürfe aus Hamburg und nennt die Auftritte des SCP in den folgenden beiden Pokalrunden. »Wir haben den MSV Duisburg rausgeworfen und waren dem SC Freiburg absolut ebenbürtig. Das waren nicht alles Zufälle, sondern weitere Belege für die Klasse unserer Mannschaft.«
Einen »Beleg« für seine Integrität erwartete auch Robert Hoyzer. Am Montag mailte der 25-Jährige (der Brief ist auf auf dieser Sonderseite abgedruckt) dem SC Paderborn 07, schrieb von »Vorverurteilungen«, »Kampagnen« und hoffte, dass der Klub »öffentlich bekanntgeben würde, was und was nicht bezüglich des Pokalspiels gelaufen ist«. Die Paderborner schickten dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen Tag später den Brief und baten darum, zu klären, ob das Schriftstück echt sei.
»Wir haben bis heute keine Antwort erhalten und sind jetzt froh, dass wir Hoyzers Bitte nicht nachgekommen sind«, sagt Geschäftsführer Michael Born, der aber gleichzeitig bekräftigt: »Der so oft zitierte Satz 'Die HSVer können spielen wie sie wollen, die haben hier keine Chance', ist nie gefallen.« Das hätte der SCP dem Unparteiischen auch gern bestätigt. Der gesamte Regionalliga-Kader hatte ein entsprechendes Papier auch unterschrieben, welches am Mittwoch zur DFB-Zentrale nach Frankfurt/Main geschickt werden sollte. Organisatorische Gründe verhinderten das, gestern erledigte sich dieses Thema dann von selbst.
Für den Paderborner Vereinspräsidenten Wilfried Finke ist der Schiedsrichter-Skandal auch nach dem Geständnis ein Rätsel: »Ich habe es für unmöglich gehalten, dass Schiedsrichter Spiele so beeinflussen können, dass nach 90 Minuten das gewettete Ergebnis herauskommt.« Für die Zukunft sieht der 53-jährige Hauptsponsor des Vereins besonders den DFB gefordert: »Jetzt müssen ganz schnell Regeln auf den Tisch, damit so etwas nie wieder passieren kann.« Sollte das nicht gelingen, sieht Finke schwarz: »Wenn künftig jede strittige Schiedsrichter-Entscheidung einen Betrugsverdacht auslöst, wäre der Fall Hoyzer der Anfang vom Ende.«
Selbst aktiv werden will der SC Paderborn 07 zunächst nicht, wird aber besonders die Entwicklung in der unter Verdacht stehenden Regionalliga-Partie FC St. Pauli - VfL Osnabrück (2:3) verfolgen. Sollte das Duell tatsächlich wiederholt werden, könnte der auch für den SCP imageschädigende Skandal wenigstens noch einen kleinen Vorteil bringen.

Artikel vom 28.01.2005