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Was kommt noch?  
Hart
am
Ball
Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Und was kommt jetzt noch alles? Dies ist ja nicht das Ende der Geschichte, sondern vielleicht erst ihr Anfang. Manche glauben aber, der Fußball habe sowieso aufgehört, sich zu drehen. Und nicht nur der. So erklärte Eugen Strigel, aufrechter Streiter für Recht und Ordnung auf dem Sportplatz, dass für ihn an diesem 27. Januar 2005 der totale Schaden passierte: »Für mich ist eine Welt zusammengebrochen.«
Volker Roth, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, stand so sehr unter dem Einfluss des Geschehenen, dass er bei der Verkündung der bitteren Wahrheit derart verloren und traurig aussah, als sei ihm eine private Tragödie widerfahren.
Der Schiedsrichter-Skandal um den Berliner Robert Hoyzer packt wohl jeden: Wird denn nur noch gelogen und betrogen? Hier ist mutmaßlich auch kriminelle Zocker-Energie mit im Spiel, die unkontrollierbar wabert und zum gefährlichen Faktor wird. Das geht dann weit über die bloßen Folgen für den Fußball hinaus.
Der hat seine Unschuld in Deutschland natürlich nicht erst in dieser Woche verloren, sondern schon vor 34 Jahren, als der Offenbacher Kickers-Präsident Horst Gregorio Canellas an seinem Geburtstag ein »Geschenk« auspackte, dass keiner haben wollte. Legendär ist sein Druck auf den Startknopf eines Rekorders. Band ab: Schieber in der Liga! Schmuh im Stadion!
Und nun sorgt der Schiri-Skandal »Wetten, dass...« für Schlagzeilen. Bald ist Weltmeisterschaft, schon die Münchener Stadion-Affäre war nicht gerade ein sympathisches Stelldichdein für die Imagekampagne, die unter dem Stichwort »1.FC Deutschland 06« alle Welt davon überzeugen soll, wie schön es ist, in Deutschland Fußball zu spielen und zu sehen. Nun muss erst einmal ein schwerer Fall von Wettbetrug aufgeklärt werden, von dem man bisher immer glaubte, sowas gäbe es nur woanders. Welch ein Irrtum.

Artikel vom 28.01.2005